Der Satz von Gauß

 Eine starke Verallgemeinerung, mit der man Zahlen wie 2 + 3 als irrational erkennen kann, liefert ein Satz von Carl Friedrich Gauß. Zur Motivation betrachten wir 10 = 2 · 5. Dann gilt 10k = 2k · 5k für alle k ≥ 1. Ebenso ist 18 = 2 · 32 und 18k = 2k · 32 k für alle k ≥ 1. In den Potenzen einer Zahl tauchen also keine neuen Primfaktoren auf, das Potenzieren vervielfacht lediglich die alten Primfaktoren:

Satz (Primfaktoren von Potenzen)

Für alle n ≥ 2 und k ≥ 1 gilt:  n und nk haben dieselben Primfaktoren.

 Mit diesem zahlentheoretischen Ergebnis können wir nun beweisen:

Satz (Satz von Gauß)

Seien a0, …, ak − 1 ganze Zahlen, und sei x eine reelle Zahl mit

xk  +  ak − 1 xk − 1  +  …  +  a1 x1  +  a0  =  0.

Dann ist x eine ganze Zahl oder irrational.

Beweis

Wir nehmen an, dass x = n/m eine rationale Zahl ist, und dass der Bruch n/m gekürzt ist. Wir zeigen unter dieser Annahme, dass m = 1 gilt. Damit ist der Satz bewiesen.

Setzen wir x = n/m in die Gleichung des Satzes ein, so erhalten wir

nkmk  +  ak − 1 nk − 1mk − 1  +  …  +  a1 nm  +  a0  =  0.

Die Multiplikation mit mk ergibt

nk  +  ak − 1 nk − 1 m1  +  …  +  a1 n1 mk − 1  +  a0 mk  =  0,

nk  =  − m (ak − 1 nk − 1  +  …  +  a0 mk − 1).

Folglich ist m ein Teiler von nk. Wäre nun p ≥ 2 ein Primfaktor von m, so wäre p also ein Primfaktor von nk. Nach unserer Vorüberlegung wäre dann aber p auch ein Primfaktor von n, und dann wäre n/m nicht gekürzt. Also besitzt m keinen Primfaktor p ≥ 2, und damit ist m = 1 und x = n/m = n eine ganze Zahl.

 Wichtig für die Gültigkeit des Satzes ist, dass der Koeffizient bei der höchsten Potenz xk (der sog. Leitkoeffizient) gleich 1 ist. So hat ja zum Beispiel die Gleichung 2 x − 1 = 0 die rationale Lösung 1/2. Im Beweis führt die 1 bei der Potenz xk dazu, dass wir nk als Produkt darstellen können.

Beispiele

(a)

Die Gleichungen x2 − 2 = 0 und x2 − 3 = 0 sind wie im Satz von Gauß, und sie besitzen offenbar keine ganzzahligen Lösungen. Also folgt aus dem Satz, dass die Quadratwurzeln aus 2 und 3 irrational sind. Allgemeiner zeigt die Gleichung x2 − n = 0, dass die Wurzel einer natürlichen Zahl n irrational ist, falls n keine Quadratzahl ist.

(b)

Für a = 2 + 3 gilt a2 = 5 + 26 und a4 = 49 + 206. Damit ist a4 − 10 a2 = −1 und somit a eine Lösung von x4 − 10 x2 + 1 = 0. Diese Gleichung ist wie im Satz von Gauß, und die Zahl 3 ist keine Lösung. Wegen 2 < a < 4 ist also a irrational.