Häufungspunkte für Mengen
Der Begriff eines Häufungspunktes ist nicht nur für Folgen, sondern auch für Mengen von Interesse. Wir definieren hierzu und für viele andere Zwecke:
Definition (ε-Umgebung eines Punktes)
Sei x ∈ ℝ, und sei ε > 0. Dann heißt
Uε(x) = { y ∈ ℝ | |y − x| < ε }
die (offene) ε-Umgebung von x.
In Intervallnotation ist also einfach
Uε(x) = ] x − ε, x + ε [.
Mit Hilfe von ε-Umgebungen definieren wir:
Definition (Häufungspunkt einer Menge)
Ein x ∈ ℝ heißt ein Häufungspunkt von P ⊆ ℝ, falls für alle ε > 0 gilt:
Uε(x) ∩ P enthält mindestens einen von x verschiedenen Punkt.
Ist x Häufungspunkt von P, so ist für alle ε > x die Menge Uε(x) ∩ P sogar unendlich, was der anschaulichen Häufung besser entspricht. Für den Nachweis, dass x ein Häufungspunkt von P ist, ist aber die Bedingung
∀ε > 0 P ∩ (Uε(x) − { x }) ≠ ∅
der Definition etwas einfacher.
Beispiele
(1) | 0 ist ein Häufungspunkt von ] 0, 1 [ und von [ 0, 1 [. Häufungspunkte einer Menge können also zur Menge gehören oder nicht. |
(2) | 0 ist ein Häufungspunkt von { 1/n | n ∈ ℕ* }. |
(3) | Ist P endlich, so hat P keine Häufungspunkte. Weiter hat auch die unendliche Menge ℤ keine Häufungspunkte. |
(4) | Jedes x ∈ ℝ ist ein Häufungspunkt von ℚ und ein Häufungspunkt von ℝ − ℚ. |
Der Zusammenhang der Begriffe „Häufungspunkt einer Folge“ und „Häufungspunkt einer Menge“ ist eng, aber es ist etwas Vorsicht geboten. Die Zahl 1 ist zum Beispiel ein Häufungspunkt der konstanten Folge (1, 1, 1, …), nicht aber der endlichen Menge { 1 }. Andererseits kann ein P ⊆ ℝ überabzählbar sein und somit nicht als Wertebereich einer Folge (xn)n ∈ ℕ dargestellt werden. Es gilt aber:
Satz (Häufungspunkte für Mengen und Folgen)
(a) | Sei x ein Häufungspunkt von P. Dann existiert eine injektive Folge (xn)n ∈ ℕ in P, die x als Häufungspunkt besitzt. |
(b) | Sei (xn)n ∈ ℕ injektiv, und sei x ein Häufungspunkt von (xn)n ∈ ℕ. Dann ist x ein Häufungspunkt von { xn | n ∈ ℕ }. |
Hieraus oder durch Anpassung des Beweises für Folgen ergibt sich:
Satz (Satz von Bolzano-Weierstraß für Mengen)
Jede unendliche beschränkte Teilmenge von ℝ besitzt einen Häufungspunkt.
Die Beispiele zeigen, dass man für die Gültigkeit des Satzes weder auf die Unendlichkeit noch auf die Beschränktheit der Menge verzichten kann.