Der Konvergenzsatz
Es ist leicht zu sehen, dass jede konvergente Folge eine Cauchy-Folge ist. Mit dem Satz von Bolzano-Weierstraß können wir auch die Umkehrung zeigen:
Satz (Konvergenz von Cauchy-Folgen in ℝ)
Jede Cauchy-Folge in ℝ konvergiert.
Beweis
Sei (xn)n ∈ ℕ eine Cauchy-Folge in ℝ. Aus der Cauchy-Bedingung folgt, dass die Folge beschränkt ist. Nach dem Satz von Bolzano-Weierstraß gibt es also eine konvergente Teilfolge (xin)n ∈ ℕ von (xn)n ∈ ℕ. Wir setzen
x = limn xin
und zeigen:
(+) limn xn = x.
Beweis von (+)
Sei ε > 0. Nach der Cauchy-Bedingung gibt es ein n0 mit
|xn − xm| < ε/2 für alle n, m ≥ n0.
Wegen x = limn xin existiert ein n1 ≥ n0 mit
|x − xin| < ε/2 für alle n ≥ n1.
Die Indexfolge (in)n ∈ ℕ ist streng monoton steigend, sodass in ≥ n für alle n. Dann gilt aber für alle n ≥ n1 nach der Dreiecksungleichung:
|x − xn| ≤ |x − xin| + |xin − xn| < ε/2 + ε/2 = ε.
Man kann den Beweis so zusammenfassen: Nach dem Satz von Bolzano-Weierstraß häufen sich die Folgenglieder an einem Punkt x. Die Cauchy-Bedingung zwingt dann die gesamte Folge, gegen x zu streben. Denn die xn kommen dem x beliebig nahe, und sie tun dies in einem Indexbereich, in dem sie sich kaum mehr voneinander unterscheiden. Ein Häufungspunkt einer Cauchy-Folge ist also immer auch ihr Grenzwert.
Die Cauchy-Bedingung spielt im Reich aller Folgen also die gleiche Rolle, die die Beschränktheit im Reich der monotonen Folgen einnimmt: Sie ist hinreichend und notwendig für die Konvergenz.
Die Definition einer Cauchy-Folge und der Konvergenzsatz übertragen sich nach ℂ. Der Satz von Bolzano-Weierstraß gilt ja auch für komplexe Folgen, und damit ist obiger Beweis auch für ℂ geeignet. Alternativ kann man das Ergebnis für ℂ durch Betrachtung von Real- und Imaginärteil gewinnen.