Alternierende Reihen

Definition (alternierend)

Eine Reihe heißt alternierend, falls sie von der Form n (−1)n xn oder n (−1)n + 1 xn mit xn ≥ 0 für alle n ist.

 Alternierende Reihen haben, wenn wir den ersten Summanden der Einfachheit halber als nichtnegativ annehmen, die Form

x0  −  x1  +  x2  −  x3  +  x4  −  x5  ±  …,  mit xn ≥ 0.

Die Partialsummen sn oszillieren. Ausgehend von x0 nehmen sie um x1 ab, um x2 zu, um x3 ab usw. Fällt (xn)n ≥ 1 monoton, so ist (sn)n  ∈   eine Pendelfolge:

s1  ≤  s3  ≤  s5  ≤  …  ≤  s4  ≤  s2  ≤  s0.

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Partialsummen sn = k ≤ n (−1)n xn für monoton gegen Null konvergierende xn.

Konvergieren die xn zudem gegen Null, so erfüllt (sn)n  ∈   die Konvergenzbedingung für Pendelfolgen:

infn (|sn + 1 − sn|)  =  infn xn  =  0.

Damit erhalten wir:

Satz (Leibniz-Kriterium)

Sei (xn)n  ∈   eine Nullfolge in , und (xn)n ≥ 1 sei monoton fallend.

Dann existiert x = n (−1)n xn, und für alle n gilt:

(a)  x  ∈  [ min(sn, sn + 1), max(sn, sn + 1) ],  (b)  |x − sn|  ≤  xn + 1.

 Wir betrachten zwei Reihen, auf die das Kriterium anwendbar ist. Die erste ist:

Definition (alternierende harmonische Reihe)

Die alternierende harmonische Reihe ist die Reihe

n ≥ 1 (−1)n − 1n  =  1  −  12  +  13  −  14  +  15  −  …

 Der Grenzwert der alternierenden harmonischen Reihe wurde im 17. Jahrhundert von Mengoli, Nicholas Mercator und Gregory Saint-Vincent bestimmt. Wir werden im vierten Abschnitt zeigen, dass

  1  −  12  +  13  −  14  +  15  −  …  =  log(2).

 Bemerkenswerterweise steckt der Logarithmus der Zahl 2 auch in der harmonischen Reihe. In den Übungen werden wir sehen, dass

n ≥ 1 (−1)n − 1n  =  limn (1n + 1  +  …   +   12n).

 Unsere zweite Reihe ist:

Definition (Leibniz-Reihe)

Die Leibniz-Reihe ist die Reihe

n ≥ 1 (−1)n − 12n − 1  =  1  −  13  +  15  −  17  ±  …

 Die Reihe konvergiert nach dem Leibniz-Kriterium. Leibniz zeigte, dass

1  −  13  +  15  −  17  +  19  −  111  ±  …  =  π4.

Auch dies werden wir im vierten Abschnitt beweisen.