Potenzreihen und ihre Konvergenzbereiche

 Wir definieren:

Definition (Potenzreihe, Entwicklungspunkt, Konvergenzbereich)

Sei (an)n  ∈   eine Folge in , und sei p  ∈  . Dann heißt für alle x  ∈   die Reihe

n an (x − p)n

die Potenzreihe mit Koeffizienten (an)n  ∈   und Entwicklungspunkt p im Punkt x. Die Menge

K  =  { x  ∈   | n an (x − p)n konvergiert }

heißt der Konvergenzbereich der Potenzreihe n an (x − p)n.

 Die Notation n an(x − p)n verwenden wir in drei Bedeutungen:

(1)

Für jedes x  ∈   bedeutet n an(x − p)n die Folge (sn(x))n  ∈   mit

sn(x)  =  k ≤ n ak(x − p)k  für alle n.

(2)

Für jedes x  ∈  K bedeutet n an(x − p)n den Limes der Folge (sn(x))n  ∈  .

(3)

n an(x − p)n fassen wir auch als Funktion f : K   auf, mit

f (x)  =  n an(x − p)n  für alle x  ∈  K.

 Diese Mehrfachbedeutung ist in der Regel ungefährlich und erleichtert die Sprechweise. Will man Potenzreihen rein formal einführen, so kann man sie als Paar ((an)n  ∈  , p) bestehend aus einer Koeffizientenfolge (an)n  ∈   und einem Entwicklungspunkt p definieren. Einer solchen formalen Potenzreihe kann man für alle x  ∈   die Reihe n an (x − p)n und weiter eine Funktion f : K   mit K wie in der Definition zuordnen. Man nennt dann f die durch die Potenzreihe definierte oder dargestellte Funktion.

 Einige Beispiele für Potenzreihen mit Entwicklungspunkt 0 sind:

Potenzreihe

Koeffizienten an

Konvergenzbereich K

n xn

1

] −1, 1 [

n ≥ 1 xnn

1n

[ −1, 1 [

n ≥ 1 (− x)nn

(−1)nn

] −1, 1 ]

n ≥ 1 xnnk,  k ≥ 2

1nk

[ −1, 1 ]

n xnn!

1n!

n sn xn  mit  s  ∈   − 

s (s − 1) … (s − n + 1)n!

[ −1, 1 ] für s > 1

] −1, 1 ] für −1 < s < 1

] −1, 1 [ für s < −1

 Dagegen ist die Reihe n ≥ 1 1/nx der Riemannschen Zeta-Funktion keine Potenzreihe. Reihen des Typs n ≥ 1 an/nx sind als Dirichlet-Reihen bekannt und werden in der analytischen Zahlentheorie studiert.