Das Integralvergleichskriterium
Als Anwendung der uneigentlichen Integration beweisen wir ein neues Kriterium zum Nachweis der Konvergenz oder Divergenz von Reihen.
Satz (Integralvergleichskriterium)
Sei f : [ 0, ∞ [ → [ 0, ∞ [ monoton fallend. Dann sind äquivalent:
(a) | ∑n f (n) konvergiert. |
(b) | I(f) < ∞. |
Beweis
Sei k ∈ ℕ. Da f monoton fällt, gilt
f (k) ≥ f (x) ≥ f(k + 1) für alle x ∈ [ k, k + 1 ].
Nach Monotonie des Integrals ist also
f (k) = f (k) · 1 ≥ ∫k+1kf (x) dx ≥ f(k + 1) · 1 = f(k + 1).
Summation und die Aufspaltungseigenschaft ergeben, dass für alle n gilt:
∑k ≤ n f (k) ≥ ∫n+10f (x) dx ≥ ∑1 ≤ k ≤ n + 1 f (k).
Die erste Ungleichung zeigt „(a) impliziert (b)“, die zweite „(b) impliziert (a)“.
Ein entsprechender Satz gilt natürlich auch für monoton fallende Funktionen f : [ k, ∞ [ → [ 0, ∞ [ und Reihen ∑n ≥ k f (n) für einen Startwert k > 0.
Beispiele
(1) | Für f : [ 1, ∞ [ → [ 0, ∞ [ mit f (x) = 1/x für alle x ≥ 1 gilt I(f) = limb → ∞ = limb → ∞ log(b) = ∞. Nach dem Vergleichskriterium gilt also ∑n ≥ 1 f (n) = ∑n ≥ 1 1/n = ∞.(Divergenz der harmonischen Reihe) |
(2) | Sei s > 1 und f : [ 1, ∞ [ → [ 0, ∞ [ mit f (x) = 1/xs für alle x ≥ 1. Dann gilt I(f) = limb → ∞ = limb → ∞ b1 − s − 11 − s = 1s − 1 < ∞, da 1 − s < 0 und so limb → ∞ b1 − s = 0. Also gilt ζ(s) = ∑n ≥ 1 1/ns < ∞. |