Normen für Matrizen

 Matrizen liefern weitere wichtige Beispiele für Normen. Sie kommen insbesondere in der mehrdimensionalen Differentiation zum Einsatz.

Definition (Matrixnormen)

Seien 𝕂 =  oder 𝕂 = , m, n ≥ 1, und sei Km × n der 𝕂-Vektorraum aller reellen bzw. komplexen (m × n)-Matrizen. Weiter seien p, q  ∈  [ 1, ∞ ].

Dann setzen wir für alle A = (aij) = (aij)1 ≤ i ≤ m, 1 ≤ j ≤ n  ∈  Km × n:

∥ A ∥p, q  =  sup { ∥ Ax ∥q | x  ∈  𝕂n, ∥ x ∥p ≤ 1 }, (p-q-Matrixnorm)

∥ A ∥  =  ∥ A ∥2, 2, (Spektralnorm)

∥ A ∥F  =  1im,1jn|aij|2. (Frobenius-Norm)

 Wir werden in 2. 6 sehen, dass das Supremum der Definition ein Maximum ist.

 Die Matrix-Normen ∥ · ∥p, q normieren auch die Vektorräume L(𝕂n, 𝕂m) aller linearen Abbildungen f : 𝕂n  𝕂m: Die Norm von f  ∈  L(𝕂n, 𝕂m) wird als die Norm der f darstellenden Matrix bzgl. der kanonischen Basen definiert.

 Der Leser beachte, dass die Frobenius-Norm die euklidische Norm von A ist, wenn wir A als Vektor der Länge m · n mit den Komponenten ai j lesen.

Satz (Eigenschaften der Matrix-Normen)

Für alle p, q, r  ∈  [ 1, ∞ ] gilt:

(a)

∥ A ∥p, q  =  sup∥ x ∥p = 1 ∥ Ax ∥q  =  supx ≠ 0 ∥ Ax ∥q∥ x ∥p,

(b)

∥ A x ∥q  ≤  ∥ A ∥p, q ∥ x ∥p,

(c)

∥ A B ∥p, q  ≤  ∥ A ∥r, q ∥ B ∥p, r, A (m × d)-Matrix, B (d × n)-Matrix,

(d)

∥ A ∥1, ∞  =  max1 ≤ i ≤ m, 1 ≤ j ≤ n |ai j|, (Maximumsnorm)

(e)

∥ A ∥1, 1  =  max1 ≤ j ≤ n 1 ≤ i ≤ m |ai j|, (Spaltensummennorm)

(f)

∥ A ∥∞, ∞  =  max1 ≤ i ≤ m 1 ≤ j ≤ n |ai j|. (Zeilensummennorm)

Beispiel

Wir betrachten n = m = 2 und die Drehmatrix A  =  cos(φ)sin(φ)sin(φ)cos(φ).

Für alle x  ∈  2 ist A x  ∈  2 der um den Winkel φ gegen den Uhrzeigersinn gedrehte Vektor x. Es gilt

∥ A ∥  =  ∥ A ∥2, 2  =  1,  ∥ A ∥1, ∞  =  max(|sin(φ)|, |cos(φ)|),  ∥ A ∥F  =  2.

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Die Diagramme visualisieren die Spektralnorm ∥ A ∥ = ∥ A ∥2, 2 für zwei (2 x 2)-Matrizen. Links sind die Bilder des Einheitskreises unter der A zugeordneten linearen Abbildung dargestellt, rechts die mit ∥ A (x, y) ∥ skalierten Einheitsvektoren (x, y). Die Spektralnorm ist in allen Diagrammen der Radius der kleinsten Kreises mit Mittelpunkt 0, der die Figur umschließt. Analoges gilt für das folgende dreidimensionale Beispiel.

analysis2-AbbID371