Die topologische Stetigkeit, II
Die Stetigkeit einer Funktion in einem Punkt lässt sich in topologischen Räumen mit Hilfe von Umgebungen formulieren:
Definition (stetige Abbildung zwischen topologischen Räumen)
Eine Abbildung f : (X, 𝒰) → (Y, 𝒱) zwischen zwei topologischen Räumen heißt stetig in einem Punkt p ∈ X, wenn das Urbild jeder Umgebung von f (p) in Y unter f eine Umgebung von p in X ist.
Die topologischen Formulierungen (b) − (e) der Stetigkeit einer Funktion in allen Punkten haben unverändert Gültigkeit (vgl. den Satz in „Topologische Stetigkeit“ oben). Weiter genügt es, offene Basis-Mengen zu betrachten: Ist ℬ eine Basis von 𝒱, so ist f : (X, 𝒰) → (Y, 𝒱) genau dann stetig in p ∈ X, wenn das Urbild jedes V ∈ ℬ mit f (p) ∈ V eine Umgebung von p in (X, 𝒰) ist.
Ein Analogon zu Limesstetigkeit gilt dagegen im Allgemeinen nicht mehr. Wir diskutieren dies im folgenden Ausblick.
Beispiele
(1) | Ist f : (X, 𝒰) → (Y, 𝒱) konstant, so ist f stetig (denn aufgrund der Konstanz gilt f −1[ V ] ∈ { ∅, X } für alle V ∈ 𝒱, und { ∅, X } ⊆ 𝒰). |
(2) | Sind 𝒰, 𝒱 Topologien auf einer Menge X, so ist die Identität id : (X, 𝒰) → (X, 𝒱) genau dann stetig, wenn 𝒱 ⊆ 𝒰. |
(3) | Seien 𝒰[ ) und 𝒰 die nach rechts halboffene bzw. euklidische Topologie auf ℝ. Weiter seien f : ℝ → ℝ und p ∈ ℝ. Dann sind äquivalent:
(Der Beweis erfolgt nach dem üblichen Muster und kann dem Leser überlassen bleiben.) Damit ist zum Beispiel 1P : (ℝ, 𝒰[ )) → (ℝ, 𝒰) stetig für P = [ 0, 1 [, aber unstetig für P = [ 0, 1 ], ] 0, 1 ], ] 0, 1 [. |
(4) | Sei X eine Menge, und sei 𝒰 = { ∅ } ∪ { U ⊆ X | X − U ist endlich }. Dann ist (X, 𝒰) ein topologischer Raum. 𝒰 heißt die koendliche Topologie auf X. Hier sind außer X genau die endlichen Mengen abgeschlossen. Sind X, Y Mengen, so ist ein nichtkonstantes f : X → Y unter den koendlichen Topologien auf X und Y genau dann stetig, wenn f fast injektiv ist, d. h., wenn f −1[ { y } ] für alle y ∈ Y endlich ist. Denn dies ist gleichwertig zur Endlichkeit der Urbilder endlicher Teilmengen von Y, sodass die Charakterisierung „die Urbilder abgeschlossener Mengen sind abgeschlossen“ der Stetigkeit die Behauptung liefert. |