Stetige Funktionen auf kompakten Räumen

 Wie für  können wir zeigen:

Satz (stetige kompakte Bilder)

Ist f : (X, d)  (Y, e) stetig und C ⊆ X kompakt, so ist f[ C ] ⊆ Y kompakt.

Korollar (Homöomorphiesatz für kompakte metrische Räume)

Ist (X, d) kompakt und f : (X, d)  (Y, e) stetig und bijektiv, so ist die Umkehrabbildung f −1 : Y  X stetig.

Beispiele

(1)

Seien n, m ≥ 1, und sei f : n  m stetig. Weiter sei a > 0. Dann ist C = { x  ∈  n | ∥ x ∥2 ≤ a } abgeschlossen und beschränkt, also kompakt. Folglich ist f[ C ] kompakt und damit abgeschlossen und beschränkt in m. Eine abgeschlossene n-dimensionale Kugel landet also unter einer stetigen Abbildung innerhalb einer m-dimensionalen Kugel und bleibt dabei, so deformiert sie auch sein mag, abgeschlossen.

(2)

Eine stetige Funktion f : [ 0, 1 ]2  [ 0, 1 [, f : [ 0, 1 ]2  ] 0, 1 [2 oder f : [ 0, 1 ]2   kann nicht surjektiv sein, da ihr Wertebereich kompakt ist.

(3)

Es gibt keine stetige Bijektion f : [ 0, 1 ]  K für die Einheitskreislinie K ⊆ 2. Denn nach dem Homöomorphiesatz wäre sonst g = f −1 stetig. Für K* = K − { f (1/2) } wäre dann h = g|K* eine stetige Bijektion von K* nach P = [ 0, 1/2 [ ∪ ] 1/2, 1 ]. Dies ist unmöglich, da K* zusammenhängend, aber P unzusammenhängend ist. (Vgl. zu dieser Argumentation auch den Ausblick zu Peano-Kurven in 3. 1.)

 Explizit notieren wir auch noch:

Korollar (Annahme von Maximum und Minimum)

Ist (X, d) kompakt und f : X   stetig (unter deuk auf ), so nimmt f ihr Maximum und ihr Minimum an.

Beweis

Das Bild C = f[ X ] ist kompakt in , also existieren min(C) und max(C).

Beispiel

Die Spektralnorm einer Matrix A  ∈  m × n wird angenommen, d. h.

∥ A ∥  =  sup∥ x ∥ ≤ 1 ∥ Ax ∥  =  sup∥ x ∥ = 1 ∥ Ax ∥  =  max∥ x ∥ = 1 ∥ Ax ∥.

Denn die stetige Abbildung, die x  ∈  n auf ∥ A x ∥  ∈   abbildet, nimmt auf der kompakten Einheitskugel im n ihr Maximum an. Analog für ∥ A ∥p, q.

 Mit Hilfe des Satzes über kompakte Bilder können wir nun auch das in 2. 4 angegebene Ergebnis über Normen beweisen:

Satz (Äquivalenz von Normen)

Sei V ein endlich-dimensionaler 𝕂-Vektorraum mit 𝕂 =  oder 𝕂 = . Dann sind je zwei Normen auf V äquivalent.

Beweis

Sei ∥ · ∥ eine Norm auf V. Weiter sei b1, …, bn eine Basis von V und ∥ · ∥1 die 1-Norm auf V bzgl. dieser Basis, d. h., es gilt

∥ v ∥1  =  1 ≤ k ≤ nk|  für alle v = 1 ≤ k ≤ n αk bk  ∈  V.

Es genügt zu zeigen, dass ∥ · ∥ und ∥ · ∥1 äquivalent sind. Hierzu sei

c1  =  max1 ≤ k ≤ n ∥ bk ∥.

Dann gilt für alle v = 1 ≤ k ≤ n αkbk  ∈  V nach der Dreiecksungleichung:

(+)  ∥ v ∥  =  ∥ 1 ≤ k ≤ n αk  bk ∥  ≤  1 ≤ k ≤ nk| ∥ bk ∥  ≤  c1 ∥ v ∥1.

Dies zeigt die erste Abschätzung. Weiter folgt aus (+):

(++)  ∥ · ∥ : V   ist Lipschitz-stetig bzgl. ∥ · ∥1 auf V (mit L = c1).

Denn für alle v, w  ∈  V gilt

| ∥ v ∥ − ∥ w ∥ |  ≤  ∥ v − w ∥  ≤  c1 ∥ v − w ∥1.

Für die andere Abschätzung zeigen wir zunächst:

(+++)  S  =  { v  ∈  V | ∥ v ∥1 = 1 } ist kompakt in V bzgl. ∥ · ∥1.

Beweis von (+++)

Sei 𝒰 eine offene Überdeckung von S bzgl. ∥ · ∥1. Dann induziert 𝒰 durch Übergang von 1 ≤ k ≤ n αk bk  ∈  V zu 1, …, αn)  ∈  𝕂n eine offene Überdeckung 𝒱 der kompakten Menge C = { x  ∈  𝕂n | ∥ x ∥1 = 1 } in 1-Norm (mit der induzierten Summenmetrik dσ auf 𝕂n). Eine endliche Reduzierung von 𝒱 liefert eine solche von 𝒰.

Nach (++) und (+++) hat S ein kompaktes Bild unter ∥ · ∥. Also existiert ein v*  ∈  S mit ∥ v *∥ ≤ ∥ v ∥ für alle v  ∈  S. Für alle v  ∈  V − { 0 } gilt also

∥ v* ∥  ≤  ∥ v∥ v ∥1 ∥.

Wegen 0  ∉  S gilt ∥ v* ∥ ≠ 0. Für c2 = ∥ v* ∥−1 gilt also

∥ v ∥1  ≤  c2 ∥ v ∥  für alle v  ∈  V.