Wurzelanwendung auf Parabeln
Dass die Standardwurzel sqrt nicht immer optimal ist, zeigt ein einfaches Beispiel. Wir betrachten die Funktion g : ℂ → ℂ mit
g(z) = z2 − 1 für alle z ∈ ℂ.
Nun definieren wir f, f0 : ℂ → ℂ durch
f (z) = sqrt+(z) = ,
f0(z) = sqrt+0(z) = (1, − π/2)polar sqrt+((1, π)polar (z2 − 1)) = − i .
Die Funktion f hat ein Schnittkreuz im Nullpunkt, die Funktion f0 dagegen die beiden Schnittlinien C0 = ] −∞, 1] und C1 = [ 1, ∞ [. Wollen wir also eine im Nullpunk und genauer auf der doppelt geschlitzten Ebene ℂ− − = ℂ − (C0 ∪ C1) stetige Funktion, so ist die Wurzel f0 geeignet, aber nicht f (vgl. die Abbildungen).
Die Lösungesformel für quadratische Gleichungen liefert immer korrekte Lösungen. Oft wird aber ein Parameter der Gleichung als Variable behandelt, und dann sind wir an stetigen Lösungsfunktionen interessiert. Ist etwa
z2 − 2 w z + 1 = 0
in Abhängigkeit von w zu lösen, so hat die Wurzel in der Lösungsformel
z1, 2 = = w ±
die Form der obigen Funktion g, sodass wir als Lösungsfunktion in w die Funktion sqrt0 oder − sqrt0 als Wurzel wählen, um eine Stetigkeit im Nullpunkt zu erreichen. Kurz: Wir verwenden anstelle der üblichen Lösungsformel für die Gleichung die Variante
z1, 2 = w ± i
Wir werden bei den rationalen Funktionen und den Arkus-Funktionen hierauf zurückommen.
Eine weitere vielleicht verblüffende Entdeckung können wir machen, wenn wir andere φ-Wurzeln auf z2 − 1 anwenden. Wir erhalten zum ersten Mal gebogene Schnittlinien, vgl. auch hierzu die folgenden Diagramme.
Für sich genommen von Interesse ist die Funktion h : ℂ → ℂ mit
h(z) = sqrt+(1 − z2) für alle z ∈ ℂ.
Die reelle Form h(x) mit |x| ≤ 1 wird in der Trigonometrie häufig verwendet. Im Gegensatz zu sqrt+(z2 − 1)) gilt die Faktorisierung (Übung):
h(z) = sqrt+(1 + z) sqrt+(1 − z) für alle z ∈ ℂ.
Die Funktion f mit f (z) = sqrt+(z2 − 1).
Die Funktion f0 mit f (z) = − i sqrt+(1 − z2). Die Funktion ist stetig auf ℂ− −.
Es gilt f (z)2 = f0(z)2 = z2 − 1 für alle z ∈ ℂ.
Die Wurzelfunktion sqrt+φ(z2 − 1) mit φ = π/2.
Die Wurzelfunktion sqrt+φ(z2 − 1) mit φ = 7π/8.
Abschließend noch die Funktion h : ℂ → ℂ mit
h(z) = sqrt+(1 − z2) = sqrt+(1 + z) sqrt+(1 − z) = i f0(z).
Es gilt h2(z) = 1 − z2.