1.3Ordnungen

Definition (partielle und lineare Ordnungen)

Partielle und lineare Ordnung

Eine Relation ≤ auf A heißt eine (partielle) Ordnung auf A, falls ≤ reflexiv, antisymmetrisch und transitiv auf A ist. Für alle a, b  ∈  A setzen wir a < b, falls a ≤ b und a ≠ b.

Sind a, b  ∈  A mit a ≤ b oder b ≤ a, so heißen a und b vergleichbar. Sind je zwei Elemente vergleichbar, so heißt die Ordnung ≤ linear oder total.

Ordnungsbegriffe

Seien ≤ eine partielle Ordnung auf A, a  ∈  A und X ⊆ A.

a heißt … 

in Zeichen

falls …

obere Schranke von X

X ≤ a, a ≥ X

für alle x  ∈  X gilt x ≤ a

untere Schranke von X

a ≤ X, X ≥ a

für alle x  ∈  X gilt a ≤ x

Maximum von X

a = max(X)

a  ∈  X und X ≤ a

Minimum von X

a = min(X)

a  ∈  X und a ≤ X

Supremum von X

a = sup(X)

X ≤ a und für alle b ≥ X gilt a ≤ b

Infimum von X

a = inf (X)

a ≤ X und für alle b ≤ X gilt b ≤ a

maximal in X

a  ∈  X und es gibt kein x  ∈  X mit a < x

minimal in X

a  ∈  X und es gibt kein x  ∈  X mit x < a

ela1-AbbID28

Die Inklusion ⊆ ist eine partielle Ordnung auf

A  =  ({ 1, 2, 3 })  = 

{ }, { 1 }, { 2 }, { 3 }, { 1, 2 }, { 1, 3 }, { 2, 3 }, {  1, 2, 3 }}.

Sie lässt sich durch ein sog. Hasse-Diagramm darstellen: Die Ordnung wird durch Linien angezeigt, wobei größere Elemente über kleineren stehen. In der Ordnung ist { 1 } kleiner als { 1, 2, 3 }, während { 1 } und { 2, 3 } unvergleichbar sind. Auch viele Ordnungen auf unendlichen Mengen kann man in verwandter Weise visualisieren, man denke etwa an Zahlenstrahldarstellungen von ,  oder .

ela1-AbbID30

Wir betrachten die durch das Hasse-Diagramm links dargestellte partielle Ordnung ≤ auf

A  =  { 1, 2, 3, 4, 5, 6 }

und die Teilmenge X = { 2, 3, 4 } von A. Es gilt:

(a)

5 ist eine obere Schranke von X,  6 ist keine obere Schranke von X,

(b)

1 und 2 sind untere Schranken von X,

(c)

2  =  min(X),  max(X) existiert nicht,

(d)

3 und 4 sind maximal in X,  2 ist minimal in X.

 Im Gegensatz zu einer Äquivalenzrelation, die eine Menge A in disjunkte Äquivalenzklassen unterteilt, bringt eine partielle Ordnung die Elemente von A in eine netzartige Struktur. Ist die Ordnung linear (total), so wird A in die Form einer „Kette“ oder abstrakten „Linie“ gebracht.

 Ist ≤ eine partielle Ordnung auf A, so ist die zugehörige Relation < irreflexiv und transitiv (und damit antisymmetrisch). Eine irreflexive und transitive Relation auf A nennt man auch eine strikte partielle Ordnung auf A. Ist < eine strikte partielle Ordnung auf A, so erhält man eine partielle Ordnung ≤ auf A durch

a  ≤  b,  falls  a < b  oder  a = b     für alle a, b  ∈  A.

Es ist also Geschmackssache, ob man ≤ oder < bevorzugt. Man hat immer beides.

 Für partielle Ordnungen werden meistens Zeichen wie ≤, ≼, ≤* mit Unterstrich und die zugehörigen strikten Versionen <, ≺, <* verwendet.

Beispiele

(1)

Die üblichen ≤-Relationen auf ,  und  sind lineare Ordnungen.

(2)

Ist ≤ eine lineare Ordnung auf A, so definiert

(a, b)  ≤lex(c, d),  falls  a ≤ c  oder  (a = c und b ≤ d)

eine lineare Ordnung auf A2, die sog. lexikographische Ordnung auf A2. Speziell kann die Menge 2 =  in dieser Weise linear geordnet werden.

(3)

Für jede Menge M ist die Inklusion ⊆ eine partielle Ordnung auf A = (M). Sind a, b  ∈  M verschieden, so sind { a } und { b } nicht vergleichbar. Für alle 𝒜 ⊆ (M) gilt sup(𝒜) = ⋃𝒜 und inf (𝒜) = ⋂𝒜.

(4)

Die Anfangsstückrelation auf der Menge der endlichen 01-Folgen ist eine baumartige partielle Ordnung. Es gilt zum Beispiel

010  ≤  01011,  nicht(010 ≤ 11101).

Die Ordnung hat keine maximalen Elemente, da s ≤ s0 (und s ≤ s1) für alle s gilt.