2.2Monoide

Definition (Monoid, neutrales Element)

Eine Halbgruppe (M, ∘) heißt Monoid, falls gilt:

Es gibt ein e  ∈  M, sodass für alle a  ∈  M gilt: a ∘ e = e ∘ a = a. (Existenz eines neutralen Elements)

Ein derartiges e heißt ein neutrales Element des Monoids.

e

a

b

c

e

e

a

b

c

a

a

a ∘ a

a ∘ b

a ∘ c

b

b

b ∘ a

b ∘ b

b ∘ c

c

c

c ∘ a

c ∘ b

c ∘ c

Ein neutrales Element e in der Verknüpfungstafel der Operation

 Monoide sind also Halbgruppen, die ein zusätzliches Axiom erfüllen: Die Tafel von ∘ enthält eine triviale Zeile und Spalte. So unscheinbar die Eigenschaft

a ∘ e  =  e ∘ a  =  a  für alle a  ∈  A

sein mag, so wichtig ist die Existenz eines „nichts verändernden“ oder „neutralen“ Elements für alles Weitere. Eine wichtige Beobachtung ist:

Eindeutigkeit des neutralen Elements

Sind e und e′ neutrale Elemente eines Monoids (M, ∘), so gilt e = e′.

Sind nämlich e und e′ neutral, so gilt e = e ∘ e′ = e′, wobei wir beim ersten Gleichheitszeichen die Neutralität von e′ verwenden und beim zweiten die Neutralität von e. Wir können also fortan schreiben:

„Sei e das neutrale Element des Monoids (M, ∘).“

Zeichenwahl für das neutrale Element

Das Zeichen für das neutrale Element eines Monoids ist prinzipiell beliebig. Für die Operationszeichen ∘, ∗, ·, … wird neben e oft 1 und für das Operationszeichen + zumeist 0 verwendet.

 In Monoiden können wir die für Halbgruppen erklärte Potenzierung erweitern:

Der Exponent Null und das leere Produkt

Ist M ein Monoid mit neutralem Element e, so setzen wir für alle a  ∈  M:

a0  =  e,  1 ≤ k ≤ 0 ak  =  e.

 Die Regeln (an)m = am n und an am = an + m gelten nun für alle a  ∈  M und n, m  ∈  . Es gilt 1 ≤ k ≤ n a = an. Da das leere Produkt e ist, ist hier auch n = 0 zulässig.

 Für Monoide wie (, ·) und (, ·) mit neutralem Element 1 gilt nach Definition wie gewohnt a0 = 1 für alle a, einschließlich 00 = 1.

Beispiele

(1)

, , ,  mit der Addition + sind Monoide mit neutralem Element 0. Gleiches gilt für die Multiplikation, wobei dann 1 neutral ist.

(2)

* =  − { 0 } ist mit der Multiplikation ein Monoid mit neutralem Element 1.

(3)

* ist mit der Addition eine Halbgruppe, aber kein Monoid.

(4)

Ist e beliebig, so ist { e } ein Monoid, wenn wir e ∘ e = e definieren.

(5)

Ist H eine Halbgruppe und e  ∉  H, so können wir die Operation auf H zu einer Operation auf M = H ∪ { e } fortsetzen, indem wir definieren:

a ∘ e  =  e ∘ a  =  a  für alle a  ∈  M.

Dann ist M ein Monoid mit neutralem Element e.

(6)

Ist A eine Menge und M = { f | f : A  A }, so ist (M, ∘) ein Monoid. Das neutrale Element ist die Identität idA : A  A.

(7)

Seien M1, M2 Monoide mit den neutralen Elementen e1 bzw. e2. Dann ist das Produkt M = M1 × M2 der Halbgruppen M1 und M2 ein Monoid mit neutralem Element (e1, e2) (vgl. 2. 1).

(8)

Sei (M, ·) ein Monoid mit neutralem Element e. Dann definieren wir eine Operation ∘ auf der Potenzmenge (M) = { A | A ⊆ M } von M durch

A ∘ B  =  { a · b | a  ∈  A und b  ∈  B }  für alle A, B ⊆ M.

Dann ist ((M), ∘) ein Monoid mit neutralem Element { e }.

(9)

Für jede Menge M ist ((M), ∪) ein Monoid mit neutralem Element ∅ und ((M), ∩) ein Monoid mit neutralem Element M.

 Das folgende Beispiel zeigt, dass es nicht genügt, lediglich die Existenz eines einseitig neutralen Elements e mit

„a  ∘  e  =  a  für alle a  ∈  M“  oder  „e  ∘  a  =  a  für alle a  ∈  M“

in der Definition eines Monoids zu fordern.

Beispiel

Auf der Menge H = { 0, 1 } definieren wir:

0  ∘  0  =  1  ∘  0  =  0,  0  ∘  1  =  1  ∘  1  =  1

nach der Devise „der zweite Faktor setzt sich durch“. Dann ist (H, ∘) eine Halbgruppe, aber kein Monoid, denn weder 0 noch 1 sind neutral. Für alle a  ∈  H gilt 0 ∘ a = a und 1 ∘ a = a, sodass 0 und 1 sog. linksneutrale Elemente sind. Analoges gilt für die Operation „der erste Faktor setzt sich durch“.

0

1

0

0

1

1

0

1