4.1Gruppenhomomorphismen

Definition (Gruppenhomomorphismus)

Seien (G, ∘), (G′, ∘′) Gruppen. Eine Abbildung φ : G  G′ heißt ein (Gruppen-) Homomorphismus, falls

φ(a ∘ b)  =  φ(a)  ∘′  φ(b)  für alle a, b  ∈  G. (Homomorphiebedingung)

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Die Homomorphiebedingung φ(a ∘ b)  =  φ(a) ∘′ φ(b)

 Strukturerhaltende Abbildungen gehören wie die Unterstrukturen zu den Grundmotiven der Mathematik. Wir beschränken uns hier auf die Gruppen, allgemeiner könnten wir auch Homomorphismen zwischen Halbgruppen betrachten.

 Die Grundidee ist:

Die Anwendung der Abbildung und die Ausführung der Operation sind vertauschbar.

Ist φ : G  G′ eine Abbildung und sind a, b  ∈  G, so können wir zuerst c = a ∘ b bilden und dann φ anwenden. Wir erhalten so φ(c)  ∈  G′. Wir können aber auch zuerst a und b mit Hilfe von φ nach G′ schicken und dort φ(a) ∘′ φ(b) bilden. Die Homomorphiebedingung besagt, dass beide Wege zu dem selben Element von G′ führen:

φ(a ∘ b)  =  φ(c)  =  φ(a)  ∘′  φ(b).

 Häufig gebraucht werden:

φ(e)  =  e′,  φ(a−1)  =  φ(a)−1 für alle a  ∈  G.

Diese Eigenschaften lassen sich wie folgt einsehen. Es gilt

φ(e)  =  φ(e ∘ e)  =  φ(e)  ∘′  φ(e),  sodass  e′  =  φ(e),

e′  =  φ(e)  =  φ(a ∘ a−1)  =  φ(a) ∘′ φ(a−1),  sodass  φ(a−1)  =  φ(a)−1.

Notationen

(1)

Abbildungen zwischen Gruppen notieren wir auch in der Form φ : (G, ∘)  (G′, ∘′). Dabei ist Def (φ) = G und Bild(φ) ⊆ G′.

(2)

Umgekehrt erleichtert es oft die Notation, die Operationen gar nicht zu erwähnen und etwa multiplikativ φ(ab) = φ(a)φ(b) zu schreiben, obwohl die Operationen in G und G′ verschieden sein können.

Beispiele

(1)

Wir definieren φ : (2, +)  (, +) durch

φ(a, b)  =  a  für alle (a, b)  ∈  2.

Die Abbildung φ beschreibt die Projektion auf die erste Koordinate. Für alle (a, b), (c, d)  ∈  2 gilt:

φ((a, b)  +  (c, d))  =  φ(a + c, b + d)  =  a  +  c  =  φ(a, b)  +  φ(c, d).

Also ist φ ein Homomorphismus.

(2)

Die reelle Exponentialfunktion exp : (, +)  (*, ·) zur Basis e ist ein Homomorphismus. Denn nach dem Additionstheorem der Analysis gilt

exp(x + y)  =  ex + y  =  ex · ey  =  exp(x) · exp(y)  für alle x, y  ∈  .

Gleiches gilt für die komplexe Exponentialfunktion exp : (, +)  (*, ·).

(3)

Die komplexe Konjugation φ : (, +)  (, +) mit

φ(x + iy)  =  x  −  iy  für alle x + i y  ∈  

ist ein Homomorphismus. Denn für alle x1 + i y1, x2 + i y2  ∈   gilt

φ((x1 + iy1)  +  (x2 + iy2))  =  φ((x1 + x2) + i (y1 + y2))  = 

x1 + x2  −  i (y1 + y2)  =  x1 − i y1  +  x2 − i y2  =  φ(x1 + i y1)  +  φ(x2 + i y2).

Das Gleiche gilt, wenn wir (*, ·) statt (, +) zugrunde legen.

(4)

Wir betrachten (, +), eine beliebige Gruppe (G, ∘) und ein beliebiges a  ∈  G. Nun definieren wir φ :   G durch

φ(n)  =  an  für alle n  ∈  .

Dann gilt

φ(n + m)  =  an + m  =  an ∘ am  =  φ(n) ∘ φ(m)  für alle n, m  ∈  .

Also ist φ ein Homomorphismus. Spezialfälle sind

φ : (, +)  (p*, ·),  φ(n)  =  [ a ]n,  wobei  [ a ] = [ a ]p  ∈  p*,  p prim,

φ : (, +)  (m, +),  φ(n)  =  n [ a ],  wobei  [ a ] = [ a ]m  ∈  m,  m ≥ 1.

(5)

Für alle Gruppen G, G′ ist φ : G  G′ mit φ(a) = e′ für alle a  ∈  G ein Homomorphismus, der sog. triviale Homomorphismus von G nach G′.

(6)

Für jede Gruppe G ist die Identität id : G  G ein Homomorphismus.

(7)

Sind φ : G  G′ und ψ : G′  G″ Homomorphismen, so ist auch die Komposition ψ ∘ φ : G  G″ ein Homomorphismus.