5.3 Die Matrizenmultiplikation
Definition (Matrizenprodukt)
Seien K ein Körper und k, m, n ≥ 1. Wir definieren für alle A = (air) ∈ Km × k und B = (brj) ∈ Kk × n das Matrizenprodukt A B = A · B = (ci j) ∈ Km × n durch
ci j = ∑1 ≤ r ≤ k air br j = ai 1 b1 j + … + ai k bk j für alle 1 ≤ i ≤ m, 1 ≤ j ≤ n.
Die Produktbildung erfolgt gemäß „Zeile mal Spalte“, mn-mal durchgeführt. In den Spalten von A B stehen die Matrix-Vektor-Produkte von A mit den Spalten von B. Insbesondere ist A x für A ∈ Km × n und x ∈ Kn = Kn × 1 der Spezialfall der Matrizenmultiplikation mit einem einspaltigen zweiten Faktor. Das Produkt AB ist nur erklärt, wenn die Zeilenzahl von A mit der Spaltenzahl von B übereinstimmt. Unentbehrlich ist:
Motivation der Matrizenmultiplikation
Sind f : Kn → Kk und g : Kk → Km lineare Abbildungen, so gilt
Ag ∘ f = Ag · Af. (Kompositionssatz für darstellende Matrizen)
Die darstellende Matrix der Komposition g ∘ f ist also das Produkt der darstellenden Matrizen von g und f. Sind umgekehrt A ∈ Km × k, B ∈ Kk × n, so gilt fA B = fA ∘ fB.
Die Multiplikation ist so gemacht, dass
fA B = fA ∘ fB.
Konvention: In Diagrammen schreiben wir oft einfach C statt fC. Dies ist suggestiv und besser lesbar. Manche Autoren identifizieren generell C und fC.
Ohne explizites Nachrechnen ergibt sich aus der Assoziativität der Komposition von Funktionen, dass die Matrizenmultiplikation assoziativ ist.
Beispiele
(1) | Für alle A ∈ Km × n gilt A En == A und analog Em A = A. Speziell ist A En = En A = A für alle A ∈ Kn × n. |
(2) | Sei K ein Körper. Dann gilt: = ≠ 0, = = 0. |
(3) | Für A = diag(a1, …, an), B = diag(b1, …, bn) ∈ Kn × n gilt A B = diag(a1b1, …, anbn) = B A. Die Diagonalmatrizen des Kn × n sind also abgeschlossen unter der Matrizenmultiplikation. Ebenso ist das Produkt zweier unterer (oberer) Dreiecksmatrizen des Kn × n wieder eine untere (obere) Dreiecksmatrix des Kn × n. |
(4) | Beschreiben Aφ, Aψ ∈ ℝ2 × 2 die Drehungen um φ bzw. ψ, so beschreibt AφAψ die Drehung um φ + ψ (vgl. 5. 2). Es gilt AφAψ = Aφ + ψ = Aψ + φ = AψAφ. Aus Aφ Aψ = = = Aφ + ψ erhalten wir die Additionstheoreme für den Sinus und Kosinus: cos(φ + ψ) = Aφ + ψ(1, 1) = (Aφ Aψ) (1, 1) = cos φ cos ψ − sin φ sin ψ, sin(φ + ψ) = Aφ + ψ(2, 1) = (Aφ Aψ) (2, 1) = sin φ cos ψ + cos φ sin ψ. |
Gilt m = n = k, so ist die Matrizenmultiplikation eine Operation auf der Menge Kn × n aller quadratischen Matrizen mit je n Zeilen und Spalten. Algebraische Eigenschaften dieser Operation sind:
(1) | Die Menge Kn × n bildet mit der Addition und Multiplikation von Matrizen einen Ring. Die Nullmatrix 0 ist additiv neutral und die Einheitsmatrix En = diag(1, …, 1) multiplikativ neutral. |
(2) | Der K-Vektorraum Kn × n bildet mit der Multiplikation von Matrizen eine K-Algebra. |
Beispiel (2) zeigt, dass der Matrizenring im Allgemeinen weder kommutativ noch nullteilerfrei ist. In Kn × n sind wie in jedem Ring die Potenzen Ak definiert:
A0 = En, Ak + 1 = Ak A für alle k ∈ ℕ.