5.6Die Elementarmatrizen

Definition (Elementarmatrizen und ihre Typen)

Seien K ein Körper und n ≥ 1. Für alle 1 ≤ i, j ≤ n und λ  ∈  K sei Wij(λ)  ∈  Kn × n die Matrix, die aus En durch Überschreiben des (i, j)-Eintrags mit λ hervorgeht. Wir nennen ein W  ∈  Kn × n eine Elementarmatrix, falls W von einem der folgenden Typen ist:

Additionstyp W  =  Wij(λ) mit λ  ∈  K, i ≠ j,
MultiplikationstypW  =  Wii(λ) mit λ  ∈  K*.

10000010λ0001000001000001

W24(λ)  ∈  K5 × 5

100000100000100000λ000001

W44(λ)  ∈  K5 × 5

 Die Bezeichnung Wij(λ) steht für „write λ at (i, j) in En“. Der Additionstyp enthält einen Eintrag λ außerhalb der mit Einsen gefüllten Diagonale. Diese Matrizen sind obere oder untere Dreiecksmatrizen. Der Multiplikationstyp entsteht aus der Einheitsmatrix En durch Ersetzung einer Eins durch einen von Null verschiedenen Skalar. Die Namensgebung wird durch die Wirkung der Multiplikation einer Matrix A mit einer Elementarmatrix erklärt:

Matrizenprodukte mit Elementarmatrizen W  ∈  Km × m von links

Typ

WA entsteht aus A  ∈  Km × n durch …

W = Wij(λ), i ≠ j

Addition des λ-Fachen der j-ten Zeile zur i-ten Zeile

W = Wii(λ)

Multiplikation der i-ten Zeile mit λ

 Analoge Aussagen mit „Spalte“ statt „Zeile“ gelten für Produkte mit Elementarmatrizen W  ∈  Kn × n von rechts. Zu beachten ist lediglich, dass in AW für W = Wij(λ) das λ-Fache der i-ten Spalte zur j-ten Spalte von A  ∈  Km × n addiert wird.

 Die Elementarmatrizen sind invertierbar und ihre Inversen sind Elementarmatrizen. Es gilt:

Typ

inverse Matrix

Wij(λ),  i ≠ j

Wij(−λ)

Wii(λ),  λ ≠ 0

Wii(1/λ)

 Die Elementarmatrizen eignen sich zur Manipulation und Vereinfachung von allgemeinen Matrizen. Ein Paradebeispiel ist die Invertierung einer Matrix A  ∈  GL(n, K). Wir können Elementarmatrizen L1, …, Lk  ∈  GL(n, K) finden, die durch Linksmultiplikation A schrittweise ausräumen, sodass

Lk … L1 A  =  En.

Dann ist Lk … L1 = A−1. Wegen Lk … L1 = Lk … L1 En können wir also A−1 bestimmen, indem wir simultan zur Umformung von A die Matrix En in analoger Weise behandeln: Aus A wird En und aus En wird A−1. Wir führen das Verfahren an einem Beispiel vor (genauer und allgemeiner wird das „Ausräumen“ in 5. 12 behandelt).

Beispiel: Invertierung einer Matrix

A0  =  110101111100010001 =  E3

A1  =  110011111100110001

A2  =  110011021100110101

A3  =  110011001100110121

A4  =  110010001100011121

A5  =  100010001111011121

A6  =  100010001111011121

A7  =  100010001111011121  =  A−1

Es giltA0  =  A,  A1  =  L1A0,  A2  =  L2 A1,  …,  A7  =  E3  =  L7 … L1 A0  =  A−1A

mit Additionstypen L1, …, L5 und Multiplikationstypen L6, L7. Das Verfahren lässt sich auf jedes A  ∈  Kn × n anwenden, um zu testen, ob A invertierbar ist: Wird eine Nullzeile oder Nullspalte erreicht, so ist A singulär (denn Matrizen mit Nullzeilen oder Nullspalten sind singulär, und ist A invertierbar, so auch alle Ai).

 Analog kann man A−1 = R1 … Rk durch Spaltenoperationen von rechts gewinnen.

 Wir fassen unsere Überlegungen noch einmal in dem folgenden überraschenden Ergebnis zusammen:

Satz (Erzeugung von GL(n, K) durch Elementarmatrizen)

Jede invertierbare Matrix ist ein Produkt von Elementarmatrizen.