5.8 Basiswechsel und Transformationsformel
Definition (Transformationsmatrix eines Basiswechsels)
Sei V ein n-dimensionaler K-Vektorraum, und seien 𝒜 = (v1, …, vn) und ℬ = (w1, …, wn) Basen von V. Dann heißt die darstellende Matrix T ∈ Kn × n der Identität id : V → V bzgl. 𝒜 und ℬ die Transformationsmatrix oder Übergangsmatrix des Basiswechsels von 𝒜 nach ℬ.
In den Spalten einer f : V → W darstellenden Matrix stehen die Koordinatenvektoren bzgl. ℬ der Bilder der Basisvektoren in 𝒜 unter f. Bei einem Basiswechsel ist f die Identität. Damit gilt für die Transformationsmatrix T:
In den Spalten von T stehen die neuen Koordinaten von v1, …, vn.
Für die T zugeordnete lineare Abbildung fT : Kn → Kn gilt
fT = Φℬ ∘ id ∘ Φ−1𝒜 = Φℬ ∘ Φ−1𝒜.
Damit ist Tx = Φℬ(Φ−1𝒜(x)) für alle x ∈ Kn. Weiter lesen wir aus dem Diagramm ab:
T−1 ist die Transformationsmatrix des Basiswechsels von ℬ nach 𝒜.
Ein wichtiger Spezialfall ist:
Basiswechsel für V = Kn
Schreiben wir die Basisvektoren als Spalten in zwei Matrizen A, B ∈ GL(n, K),
A = , B = ,
so sind A−1 und B−1 die darstellenden Matrizen der Koordinatenabbildungen, d. h., für alle x ∈ Kn gilt
Φ𝒜(x) = A−1 x, Φℬ(x) = B−1 x.
Folglich ist
T = B−1A.
Ist eine der beteiligten Basen die Standardbasis des Kn, so gilt:
Für … | gilt … | In den Spalten von T stehen … |
𝒜 = (e1, …, en) | T = B−1 | die neuen Koordinaten der Standardvektoren |
ℬ = (e1, …, en) | T = A | die alten Basisvektoren |
Beispiele
(1) | Die Drehmatrix Aφ ∈ ℝ2 × 2 ist die Transformationsmatrix für jeden Basiswechsel des ℝ2, für den die neue Basis ℬ aus den um den Winkel φ gedrehten Vektoren der alten Basis 𝒜 besteht. |
(2) | Ist 𝒜 = (e1, …, en) und ℬ = (eπ(1), …, eπ(n)) für eine Permutation π ∈ Sn, so ist Pπ die Transformationsmatrix des Basiswechsels von 𝒜 nach ℬ. Diesen Wechsel kann man sich als Umnummerierung der Koordinatenachsen vorstellen. |
Als Nächstes untersuchen wir, wie sich die darstellende Matrix einer linearen Abbildung beim Wechsel der Basen verändert.
Die Transformationsformel
Seien V, W K-Vektorräume, n = dim(V), m = dim(W), 𝒜, 𝒜′ Basen von V und ℬ, ℬ′ Basen von W. Weiter sei f : V → W eine lineare Abbildung. Wir setzen
A = | Af bzgl. 𝒜, ℬ, |
A′ = | Af bzgl. 𝒜′, ℬ′, |
T = | „die Transformationsmatrix von 𝒜 nach 𝒜′ “, |
S = | „die Transformationsmatrix von ℬ nach ℬ′ “. |
Das Diagramm zeigt:
A′ = S A T−1. (Transformationsformel)
Eine wichtige Anwendung der Formel ist:
Charakterisierung der Äquivalenz
Zwei Matrizen A, A′ ∈ Km × n sind genau dann äquivalent, wenn es S ∈ GL(m, K) und T ∈ GL(n, K) gibt mit A′ = SAT−1. Denn genau in diesem Fall stellen A und A′ die gleiche lineare Abbildung für geeignete Basen dar.
Der Spezialfall V = W, 𝒜 = ℬ und 𝒜′ = ℬ′ motiviert:
Definition (ähnliche Matrizen)
Zwei Matrizen A, A′ ∈ Kn × n heißen ähnlich, falls es ein S ∈ GL(n, K) gibt mit A′ = S A S−1.
Nach der Transformationsformel sind A, A′ genau dann ähnlich, wenn es eine lineare Abbildung f : V → V und Basen 𝒜, 𝒜′ von V gibt mit A = Af bzgl. 𝒜, 𝒜 und A′ = Af bzgl. 𝒜′, 𝒜′. Wir werden in 5.12 sehen, wie man S und T−1 für ein gegebenes A so berechnen kann, dass B = SAT−1 in Normalform ist. Mit dem Problem, ein S zu finden, für welches SAS−1 möglichst einfach ist, befassen wir uns im achten Kapitel.