7.11Positive Definitheit

Satz (Charakterisierungen der positiven Definitheit)

Seien n ≥ 1 und A  ∈  n × n eine hermitesche Matrix. Dann sind äquivalent:

(a)

A ist positiv definit, d. h., für das kanonische Skalarprodukt auf dem n gilt

〈 z, Az 〉  >  0  für alle z  ∈  n − { 0 }.

(b)

Für die Matrizen Ak = (aij)1 ≤ i, j ≤ k  ∈  k × k gilt

det(Ak)  >  0  für alle 1 ≤ k ≤ n. (Hauptminorenkriterium)

(c)

A lässt sich durch Multiplikation mit Additionstypen Wij(λ), i > j, in eine Dreiecksmatrix B mit positiven reellen Diagonaleinträgen verwandeln.

(d)

Es gibt eine Dreiecksmatrix L  ∈  GL(n, ) mit A = L*L. (Cholesky-Zerlegung)

(e)

Es gibt ein B  ∈  GL(n, ) mit A = B*B.

Analoges gilt für symmetrische Matrizen A  ∈  n × n.

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 Die Zahlen det(Ak) heißen die Hauptminoren von A. Nach (b) sind alle Ak und damit A = An invertierbar, wenn A positiv definit ist.

 Der Satz erlaubt für eine gegebene Hermitesche Matrix A  ∈  n × n (oder symmetrische Matrix A  ∈  n × n) die Beantwortung von:

Ist A positiv definit?

Für kleine n ist das Hauptminorenkriterium geeignet, um die positive Definitheit von A zu entscheiden. Für größere n überführen wir A durch Spaltenadditionen in eine Dreiecksmatrix B = A L1 … Lk. Dann ist A genau dann positiv definit, wenn alle Diagonaleinträge λi von B reell und zudem positiv sind. Die Cholesky-Zerlegung

A = L*L ist im positiv definiten Fall gegeben durch

L  =  (L1 … Lk Wnnn) … W111))−1  mit  μi = λi.

Dass die Abschwächung (e) von (d) die positive Definitheit impliziert, folgt aus

〈 x, B*Bx 〉  =  〈 B**x, Bx 〉  =  〈 Bx, Bx 〉  >  0  für B  ∈  GL(n, ) und x ≠ 0.

 Für die in 6. 12 untersuchten Sesquilinearformen gilt:

Positiv definite Formen

Seien V ein -Vektorraum, φ : V × V   eine hermitesche Form, 𝒜 = (v1, …, vn) eine Basis von V und A = (φ(vi, vj))ij  ∈  n × n die gramsche Matrix von φ bzgl. 𝒜. Dann ist φ genau dann positiv definit, wenn eine (alle) der Aussagen (a) − (e) gelten. Analoges gilt für eine symmetrische Form φ : V × V   auf einem -Vektorraum.

Beispiele

(1)

Ist A  ∈  n × n symmetrisch und positiv definit, so sind alle Diagonaleinträge von A positiv, da aii = 〈 ei, A ei 〉 > 0 für alle 1 ≤ i ≤ n. Dass diese Eigenschaft nicht hinreichend ist, zeigt die Matrix A  ∈  2 × 2 mit den Spalten (1, 2), (2, 1).

(2)

Da AtA und AAt für alle A  ∈  GL(3, ) positiv definit sind, gilt dies mit

A  = 111112110  für  At A  = 311133135  und  A At  = 320262022.

(3)

Auf V = 2 sei die symmetrische Bilinearform φ definiert durch

φ(v, w)  =  v1 w1  −  v2 w2  für alle v, w  ∈  2.

Für die Basen 𝒜 = (e1, e2) und  = (e1, (2, 1)) sind

Aφ, 𝒜  =  1001,  Aφ,  =  1223

die zugehörigen gramschen Matrizen. Sie sind nicht positiv definit.

(4)

Die Definitheit einer Matrix spielt in der mehrdimensionalen Analysis bei der Suche nach lokalen Extrema eine Rolle. Für ein zweimal stetig differenzierbares f : 2   und (x, y)  ∈  2 sind der Gradient grad(f)(x, y) = ∇f (x, y)  ∈  2 und die Hesse-Matrix Hf(x, y)  ∈  2 × 2 von f an der Stelle (x, y) definiert durch

grad(f)(x, y)  =  (∂1f (x, y), ∂2f (x, y)), 

Hf(x, y)  =  11f(x,y)12f(x,y)12f(x,y)22f(x,y),

wobei ∂1 und ∂2 die partiellen Ableitungen nach der ersten bzw. zweiten Koordinate bezeichnen. Ist (x, y)  ∈  2 ein kritischer Punkt von f, d. h. grad(f)(x, y) = 0, so hat f in (x, y) eine lokale Minimalstelle (bzw. Maximalstelle), wenn Hf(x, y) (bzw. −Hf(x, y)) positiv definit ist. Für f mit f(x, y) = x2 + xy + y2 gilt

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1f(x, y)  =  2x + y, 

2f(x, y)  =  2y + x, 

11f(x, y)  =  ∂22f(x, y)  =  2, 

12f(x, y)  =  ∂21f(x, y)  =  1.

Im kritischen Punkt 0 = (0, 0) ist

Hf(0)  =  2112 positiv definit.

Also ist 0 eine lokale Minimalstelle.