7.4Die Leibniz-Formel

Satz (Formel von Leibniz)

Seien K ein Körper und n ≥ 1. Dann definiert

det A  =  σ  ∈  Sn sgn(σ) aσ(1), 1 … aσ(n), n  für alle A  ∈  Kn × n (Leibniz-Formel)

die eindeutige Determinantenfunktion auf dem Kn × n.

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Die Leibniz-Determinante einer (5 × 5)-Matrix hat 5! = 120 Summanden. Der im Diagramm dargestellte Summand a21 a52 a43 a14 a35 gehört zur Permutation σ = (2, 5, 4, 1, 3) mit sgn(σ) = 1.

 Die Leibniz-Formel erfordert eine Summation über alle Elemente der symmetrischen Gruppe Sn. Da die Mächtigkeit von Sn gleich n! ist und mit n sehr schnell wächst, ist die Leibniz-Formel keine praktikable Rechenformel. Dagegen ist sie ein wertvolles Element der Theorie.

Motivation der Formel

Wir nehmen an, dass det′ : Kn × n  K eine Determinantenfunktion ist, und zeigen, dass die Leibniz-Formel für det′ gelten muss. Eine Verifikation der Determinantenaxiome zeigt, dass durch die Formel tatsächlich eine Determinantenfunktion definiert wird. Dies liefert einen zweiten Beweis der Existenz und Eindeutigkeit.

Sei also A  ∈  Kn × n. Mit den kanonischen Basisvektoren e1, …, en gilt

det′ A  = det′iai1ei;…;iainei  =(a)
1 ≤ i1, …, in ≤ n ai1, 1 … ain, n det′ei1;…;ein  =(b)
σ  ∈  Sn aσ(1), 1 … aσ(n), n det′eσ(1);…;eσ(n)  =(c)
σ  ∈  Sn sgn(σ) aσ(1), 1 … aσ(n), n det′ En  =(d)
σ  ∈  Sn sgn(σ) aσ(1), 1 … aσ(n), n.

Dabei verwenden wir:

(a)

n-mal die Multilinearität zur Darstellung als Summe der Länge nn,

(b)

die Alternation zur Reduktion der Summe auf n! = |Sn| Permutationen,

(c)

für jedes σ  ∈  Sn k(σ) Spaltenvertauschungen, die die vorliegende Matrix in En überführen und durch den Faktor sgn(σ) = (−1)k(σ) korrigiert werden,

(d)

die Normierung.

 Wir bestimmen einige uns schon bekannte und einige neue Determinanten mit Hilfe der Leibniz-Formel.

Beispiele

(1)

Ist A = diag(d1, …, dn) eine Diagonalmatrix und σ  ∈  Sn nicht die Identität, so gibt es ein i mit σ(i) ≠ i und daher aσ(i), i = 0. Damit trägt lediglich die Identität etwas zur Leibniz-Summe bei, sodass det A = sgn(id) a11 … ann = d1 … dn.

(2)

Allgemeiner als Beispiel (1) zeigt die Leibniz-Formel, dass die Determinante einer oberen oder unteren Dreiecksmatrix das Produkt ihrer Diagonaleinträge ist.

(3)

Ist σ  ∈  Sn und ist

A  =  diag(d1, …, dn) Pσ  =  d1eσ(1);…;dneσ(n)

eine umgeordnete Diagonalmatrix, so trägt lediglich die Permutation σ etwas zur Leibniz-Summe bei. Damit ist

det A  =  sgn(σ) d1 … dn.

Speziell ist det(Pσ) = sgn(σ) (was wir im Übergang von (c) zu (d) oben schon verwendet haben).

(4)

Für n = 2 gibt es genau die Permutationen (1, 2) und (2, 1). Damit gilt für alle A  ∈  Kn × n

det A  =  sgn(1, 2) a11 a22  +  sgn(2, 1) a21 a22  =  a11 a22  −  a21 a12.

Damit haben wir die in 7. 1 gefundene Formel für 2 × 2-Matrizen reproduziert.

(5)

Für n = 3 gibt es genau sechs Permutationen:

(1, 2, 3),  (2, 3, 1),  (3, 1, 2) haben das Vorzeichen 1,

(3, 2, 1),  (2, 1, 3),  (1, 3, 2) haben das Vorzeichen −1.

Damit gilt für alle A  ∈  K3 × 3

det A  = 

+  a11 a22 a33  +  a21 a32 a13  +  a31 a12 a23

−  a31 a22 a13  −  a21 a12 a33  −  a11 a32 a23. (Regel von Sarrus)

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Merkhilfe zur Regel von Sarrus: Die Produkte entlang der drei durchgezogenen (gestrichelten) Diagonalen haben ein positives (negatives) Vorzeichen.