7.5 Multiplikation und Transposition
Satz (Multiplikationssatz und Transpositionssatz für Determinanten)
Die Kernaussage des Multiplikationssatzes ist, dass die Determinantenfunktion ein Gruppenhomomorphismus von GL(n, K) in die multiplikative Gruppe K* ist.
Seien K ein Körper und n ≥ 1.
Multiplikationssatz
Für alle A, B ∈ Kn × n gilt
det(AB) = det A det B.
Transpositionssatz
Für alle A ∈ Kn × n gilt
det At = det A.
Die beiden Aussagen gehören zu den überraschenden Folgerungen der Determinantenaxiome. Sie lassen sich wie folgt beweisen.
Beweis des Multiplikationssatzes
Ist B ∈ Kn × n mit det B = 0 und A ∈ Kn × n beliebig, so ist A B singulär. Folglich ist
det(AB) = 0 = det A · 0 = det A det B.
Sei also B ∈ Kn × n mit det B ≠ 0. Wir definieren det′ : Kn × n → K durch
det′ A = det(AB)det B für alle A ∈ Kn × n.
Dann gelten alle Determinantenaxiome für det′. Aufgrund der Eindeutigkeit einer Determinantenfunktion auf Kn × n ist det′ = det und damit
det(AB) = det′ A det B = det A det B für alle A ∈ Kn × n.
Das Argument ist ein Paradebeispiel der Nützlichkeit einer möglichst einfachen axiomatischen Charakterisierung.
Beweis des Transpositionssatzes
Sei A ∈ Kn × n. Dann gilt
det At = ∑σ ∈ Sn sgn(σ) a1, σ(1) … an, σ(n) =(1) ∑σ ∈ Sn sgn(σ) aσ−1(1), 1 … aσ−1(n), n =(2)
∑σ ∈ Sn sgn(σ−1) aσ−1(1), 1 … aσ−1(n), n =(3) ∑π ∈ Sn sgn(π) aπ(1), 1 … aπ(n), n = det A.
Dabei haben wir verwendet: (1) a1, σ(1) … an, σ(n) und aσ−1(1), 1 … aσ−1(n), n besitzen dieselben Faktoren, (2) sgn(σ−1) = sgn(σ)−1 für alle σ ∈ Sn, (3) σ−1 durchläuft die Gruppe Sn bijektiv, wenn dies für σ der Fall ist.
Mit Hilfe von Elementarmatrizen können wir das Ergebnis auch anders gewinnen:
Alternativer Beweis des Transpositionssatzes
Wij(λ) =
Wji(λ) =
det(Wij(λ)) = 1 = det(Wji(λ))
Wij(λ) = Wij(λ)t
Für alle λ ∈ K und i, j mit i ≠ j gilt:
det(Wij(λ)) = det(Wij(λ)t) = 1.
Ist A ∈ Kn × n, so gibt es Additionstypen L1, …, Lk und eine Dreiecksmatrix B mit
A L1 … Lk = B.
Dann ist
Lkt … L1t At = Bt.
Da die Diagonalen der Dreiecksmatrizen B und Bt übereinstimmen, gilt det B = det Bt. Da alle Li und Lit die Determinante 1 haben, liefert der Multiplikationssatz
det A = det B = det Bt = det At.
Da sich beim Transponieren Spalten und Zeilen austauschen, ergibt sich:
Die für Spalten formulierten Determinantenaxiome und die daraus
abgeleiteten Spaltenregeln gelten analog auch für Zeilen.
Die Determinantenfunktion ist also auch in den Zeilen multilinear und alternierend. Damit bleibt die Determinante bei Addition des λ-Fachen einer Zeile zu einer anderen unverändert, wechselt beim Tausch von zwei Zeilen das Vorzeichen und skaliert mit λ, wenn eine Zeile mit λ multipliziert wird.
Beispiel
Für eine Matrix des K3 × 3 mit den Zeilen a, b, c gilt
det = det = −det = −det .
Spaltenaxiome oder Zeilenaxiome?
Oft werden die Determinantenaxiome auch als Zeileneigenschaften formuliert und die Spalteneigenschaften gefolgert. Bei der axiomatischen Bevorzugung der Zeilen steht der Zusammenhang mit linearen Gleichungssystemen im Vordergrund, bei der Bevorzugung der Spalten die natürliche Übersetzung der Multilinearität einer Abbildung f : Vn → W in die Sprache der Matrizen (mit V = Kn = Kn × 1, Vn = Kn × n ist f : Kn × n → K). Letztendlich gilt: Beide Zugänge liefern dieselbe Determinantenfunktion und sind damit äquivalent.