7.9 Volumina von Parallelotopen
Satz (geometrische Bedeutung der Determinante)
Seien 1 ≤ r ≤ n, a1, …, ar ∈ ℝn und A = ∈ ℝn × r. Weiter sei
P = P(a1, …, ar) = { x ∈ ℝn | es gibt 0 ≤ λ1, …, λr ≤ 1 mit x = ∑i λi ai }
das von a1, …, ar aufgespannte Parallelotop der Dimension dim(span(a1, …, ar)) ≤ r. Dann gilt für die gramsche Matrix At A ∈ ℝr × r
(+) volr(P)2 = det(AtA) = det ≥ 0,
wobei volr(·) das r-dimensionale Volumen im ℝn bezeichnet und in der Determinante das kanonische Skalarprodukt des ℝn verwendet wird. Insbesondere gilt für r = n
(++) voln(P) = |det A|.
P(a1, a2) ⊆ ℝ3
P(a1, a2, a3) ⊆ ℝ3
Das Ergebnis setzt voraus, dass volr(P(a1, …, ar)) erklärt ist. Ohne Anleihe bei der Maß- und Integrationstheorie kann dies auf folgende Art geschehen:
Rekursive Definition des Volumens von Parallelotopen
Sei n ≥ 1. Für r = 1 sei vol1(P(a1)) = |a1|. Rekursiv definieren wir nun in Verallgemeinerung von „Grundseite mal Höhe“ und „Grundfläche mal Höhe“:
volr + 1(P(a1, …, ar + 1)) = volr(P(a1, …, ar)) · h, wobei
h = ∥ ar + 1 − prU(ar + 1) ∥ mit U = span(a1, …, ar).
Es gilt volr(P(a1, …, ar)) = 0 genau dann, wenn (a1, …, ar) linear abhängig ist. Genau in diesem Fall ist auch die gramsche Determinante det(AtA) gleich 0. Allgemein zeigt man (+) durch Induktion nach r ≤ n. Aus (+) folgt nun, dass volr(P(a1, …, ar)) nur von der Menge P und nicht von der Reihenfolge der ai abhängt. Im Fall r = n gilt At, A ∈ ℝn × n und det(AtA) = det(At) det(A) = det(A)2, woraus sich (++) ergibt.
Beispiele
(1) | Für das von den Vektoren a1 = (1, 1, 1) und a2 = (2, 1, −1) des ℝ3 aufgespannte Parallelogramm P ⊆ ℝ3 gilt vol2(P)2 = det = det = 14. Damit hat P den Flächeninhalt . |
(2) | Sei P ⊆ ℝ3 das von a1 = (1, 1, 1), a2 = (2, 1, −1) und a3 = (1, 0, −1) aufgespannte Parallelepiped. Wegen det = det = det = −1 gilt vol3(P) = 1. |
Die Volumenformel (++) lässt sich auch direkt mit Hilfe der Determinantenaxiome sehr anschaulich erklären (und umgekehrt lassen sich die Axiome dadurch motivieren). Ist n = 2, so gilt für alle a1, a2, a1′, a2′ ∈ ℝ2 und λ ∈ ℝ mit vol = vol2:
(1) | vol(P(λ a1, a2)) = |λ| vol(P(a1, a2)) = vol(P(a1, λ a2)), (Streckung) vol(P(a1 + a1′, a2)) = vol(P(a1, a2)) + vol(P(a1′, a2)), vol(P(a1, a2 + a2′)) = vol(P(a1, a2)) + vol(P(a1, a2′)), (Additivität) |
(2) | vol(P(a1, a1)) = 0, (degenerierter Fall) |
(3) | vol(P(e1, e2)) = 1. (Normierung) |
Bis auf den Betrag bei λ entsprechen diese Eigenschaften genau den Determinantenaxiomen. Analoge Überlegungen gelten für andere Dimensionen.
Im Unterschied zum Volumen ist die Determinante vorzeichenbehaftet. Anders als das Volumen ändert sie ihr Vorzeichen, wenn zwei aufspannende Vektoren vertauscht werden. Die Determinante det(A) enthält damit auch eine Information über die Orientierung von P.
Die Volumenveränderung einer linearen Abbildung
Ist f : ℝn → ℝn linear, so ist das Bild des Einheitswürfels P = P(e1, …, en) unter f das Parallelotop Pf = P(f (e1), …, f (en)). Das Volumen von Pf ist der Betrag der Determinante der f darstellenden Matrix A (bzgl. der Standardbasis). Wegen
voln(P) = 1, |det(A)| = voln(Pf)
können wir also |det(A)| als Maß für die durch die lineare Abbildung bewirkte Volumenveränderung ansehen.