1.Eigenwerte ohne Determinanten

 In der Linearen Algebra werden traditionell Eigenwerte, Eigenvektoren und Normalformen nach der Diskussion der Determinanten behandelt: Die Eigenwerte einer Matrix A werden als die Nullstellen des charakteristischen Polynoms pA identifiziert, welches mit Hilfe der Determinantenfunktion definiert wird. Ein alternativer Aufbau, der die Verwendung von Determinanten vermeidet, ist möglich. An der Spitze steht dabei das folgende Argument:

Alternativer Beweis der Existenz eines Eigenwerts einer komplexen Matrix

Sei A  ∈  n × n. Wir zeigen, dass A einen Eigenwert λ  ∈   besitzt. Hierzu sei v  ∈  n − { 0 } beliebig. Wegen dim(n) = n gibt es ein kleinstes m ≤ n, sodass

(v,  Av,  A2v,  …,  Amv)

linear abhängig ist. Dann existieren α0, …, αm  ∈  , αm ≠ 0, mit

(+)  0  =  α0v  +  α1Av  +  …  +  αmAmv  =  (α0En  +  α1A  +  …  +  αmAm)v.

Nach dem Fundamentalsatz der Algebra gibt es λ1, …, λm  ∈   mit

α0  +  α1X  +  …  +  αm Xm  =  αm(X − λm) … (X − λ1).

Nach (+) gilt also

(++)  αm(A − λmEn) … (A − λ1En) v  =  0.

Ist nun 1 ≤ j ≤ m minimal mit

(A − λjEn) … (A − λ1En)v  =  0,

so ist λj ein Eigenwert von A zum Eigenvektor

vj  =  (A − λj − 1En) … (A − λ1En)v  ≠  0,  mit vj = v im Fall j = 1.

(Allgemein ist jedes λi ein Eigenwert von A, da man sonst (++) mit (A − λiEn)−1 multiplizieren könnte und durch Ausmultiplizieren eine nichttriviale Nulldarstellung mit den Vektoren v,  Av,  A2v,  …,  Am − 1v erhalten würde.)

 Aufbauend auf diesem Argument haben C. G. Broyden 1975 und S. Axler 1995 eine determinantenfreie Eigenwert- und Normalformentheorie entwickelt, siehe

C. G. Broyden: Basic Matrices, The Maxmillan Press, London 1975,

S. Axler: Down with Determinants!, American Mathematical Monthly 102 (1995), S. 139−154.

Wir verweisen auch auf

Garry J. Tee: Up with Determinants!, IMAGE (The Bulletin of the International Linear Algebra Society) 30 (2003), S. 7−11.