5.Matrixexponentiale

 Für eine Matrix A  ∈  n × n ist das Exponential exp(A) = eA  ∈  n × n definiert durch

exp(A)  =  k ≥ 0 Akk!,

wobei die Reihe als Limes der Partialsummen bezüglich einer beliebigen Matrixnorm ∥ · ∥ zu verstehen ist. Die Reihe konvergiert für alle A, und die Konvergenz ist beschrieben durch die Konvergenz der Einträge in :

exp(A)(i, j)  =  lim ∞ k ≤ n Ak(i, j)k!  für alle 1 ≤ i, j ≤ n.

Für alle A, B  ∈  n × n gilt:

(a)

exp(0)  =  En,

(b)

exp(A) ist invertierbar und es gilt exp(A)−1 = exp(−A),

(c)

exp(A*)  =  exp(A)*,

(d)

exp(A + B)  =  exp(A) exp(B),  falls  A und B kommutieren (d. h. A B = B A),

(e)

ist Am = 0 für ein m, so ist exp(A) = k < m Ak/k! ein Matrixpolynom vom Grad ≤ m.

 Wir bestimmen die Exponentiale exp(A) wieder schrittweise.

Diagonalmatrizen

Ist A = diag(d1, …, dn), so gilt Ak = diag(dk1, …, dkn) für alle k ≥ 0 und damit

exp(A)  =  diag(exp(d1), …, exp(dn)).

Speziell ist exp(λEn)  =  diag(exp(λ), …, exp(λ))  =  exp(λ) En.

Ähnliche Matrizen

Sind A, B ähnlich und ist S  ∈  GL(n, ) mit A = S−1 B S, so gilt

Ak  =  S−1 Bk S  für alle k ≥ 0.

Hieraus ergibt sich

exp(A)  =  S−1 exp(B) S.

Damit sind also die Matrizen exp(A) und exp(B) ebenfalls ähnlich.

Diagonalisierbare Matrizen

Gilt A = S−1 diag1, …, λn) S mit S  ∈  GL(n, ), so gilt

exp(A)  =  S−1 diag(exp(λ1), …, exp(λn)) S

nach den vorangehenden Überlegungen. Mit A ist also auch exp(A) diagonalisierbar.

Allgemeiner Fall: Bestimmung über eine Jordan-Normalform

Ist A nicht diagonalisierbar, so liefert eine Jordan-Normalform, dass

exp(A)  =  S−1 exp(J(λ1))exp(J(λm)) S

mit S  ∈  GL(n, ) und Jordan-Blöcken J(λ1), …, J(λm) (vgl. 8. 12). Damit ist die Berechnung von exp(A) auf die Berechnung des Exponentials von Jordan-Blöcken reduziert. Zur Berechnung eines k × k Jordan-Blocks J(λ) schreiben wir

J(λ)  =  λEk  +  N  mit  N  =  0101010.

Es gilt (λEk) N = N (λ Ek), sodass

exp(J(λ))  =  exp(λ Ek) exp(N)  =  exp(λ) exp(N).

Wegen Nk = 0 ist exp(N) ein Polynom vom Grad kleiner als k. So ergibt sich zum Beispiel

exp(J2(λ))  =  exp λ10λ  =  exp(λ)  exp 0100  =  exp(λ)  1101,

exp(J3(λ))  =  exp λ100λ100λ  =  exp(λ)  exp 010001000  =  exp(λ) ( N0  +  N1  +  N22)  =  exp(λ)  exp 111/2011001

 Mit Hilfe der Jordan-Normalform lässt sich zudem zeigen, dass

det(exp(A))  =  exp(spur(A))  für alle A  ∈  n × n.

Da exp(x) > 0 für alle x  ∈   gilt, gibt es im Fall det(B) < 0 kein A  ∈  n × n mit exp(A) = B. Man kann jedoch zeigen, dass exp : n × n  GL(n, ) surjektiv ist, sodass für alle B  ∈  GL(n, ) ein (nicht eindeutiger) Matrixlogarithmus A  ∈  n × n durch exp(A) = B erklärt werden kann.