Die Parameter einer Matrix-Ellipse

 Sei A invertierbar, und sei q ≠ 0 wie im Rotationssatz, d. h.

q  =  (q1, q2)  =  (a2 + b2 − c2 − d22,  ac + bd)  ≠  0

Wir setzen

φ  =  arg(q)/2  ∈  ] −π/2, π/2 ]  mit  arg(q)  ∈  ] −π, π ]

Dann ist φ wie im Rotationssatz und es gilt:

(+)  q  =  λ (cos(2φ), sin(2φ)),  wobei  λ  =  ∥ q ∥  >  0

Weiter gilt sgn+(φ) = sgn+(q2) (im Fall q1 < 0, q2 = 0 ist φ = π/2, sodass die zweiwertige Vorzeichenfunktion hier nicht geeignet ist). Wir setzen

B  =  rot−φ A  =  acosφ+csinφbcosφ+dsinφccosφasinφdcosφbsinφ

Dann hat B orthogonale Zeilen und EB = B[ K ] ist die durch

σ22x2  +  σ12y2  =  σ12σ22(=  det(B)2 = det(A)2)

definierte achsenparallele Ellipse Eσ1, σ2 mit

σ12  =  b112 + b122,  σ22  =  b212 + b222

Es gilt EA = Eσ1, σ2, φ mit Halbachsenvektoren

h1  =  σ1 (cos φ, sin φ)  und  h2  =  σ2 (− sin φ, cos φ)

Elimination der trigonometrischen Funktionen

Sei θ = sgn+(q2) = sgn+(φ) = sgn+(sin φ). Weiter seien

s+  =  λ+q1,  s = λq1 (sodass (s+)2 + (s)2 = 2λ)

Die Winkelhalbierungsformel angewendet auf q = (q1, q2) liefert:

h1  =  σ12λ s+θs  =  σ12λ λ+q1θλq1

h2  =  σ22λ θss+  =  σ22λ θλq1λ+q1

Drehwinkel

Es gilt

θ s s+  =  θ λ2q12  =  θ q22  =  θ |q2|  =  q2

Im Fall φ ≠ π/2 (d. h. s+ = λ+q1 > 0) erhalten wir also

φ  =  arg(h1)  =  arctan(θ ss+)  =  arctan(θ s s+s+2)  =  arctan(q2λ + q1)

Geometrisch: Der Vektor q* = q + (λ, 0) ist eine Diagonale des Parallelogramms 0, q, q*, (λ, 0), sodass arg(q*) = arg(q)/2 = φ. Aus q* = (λ + q1, q2) ergibt sich die Formel. Im Fall φ = π/2 entsteht kein Parallelogramm.

Halbachsenlängen

Wir setzen:

r  =  a2 + b2 + c2 + d22

Mit 2 cos2 φ = 1 + cos(2φ), 2 sin2 φ = 1 − cos(2φ) erhalten wir

σ12 =  b112 + b122
=  (a2 + b2) cos2 φ  +  (c2 + d2) sin2 φ  +  2 (ac + bd) cos φ sin φ
=  (a2 + b2 + c2 + d2)/2  +  (a2 + b2 − c2 − d2)/2 cos(2φ)  +  (ac + bd) sin(2φ)
=  r  +  〈 q, (cos(2φ), sin(2φ)) 〉
=  r  +  λ  und analog
σ22 =  b212 + b222  =  r  −  λ

Damit gilt

σ1  =  r+λ,  σ2  =  rλ,  σ1  ≥  σ2

Durch unsere Wahl von φ wird sichergestellt, dass eine der beiden größeren Halbachse auf die x-Achse gedreht wird. Im Sonderfall φ = π/2 ist die Ellpse EA = A [ K ] bereits achsenparallel, aber die kleineren Halbachsen von EA liegen auf der x-Achse, was wir durch eine Drehung um π/2 korrigieren.

Exzentrizität

Es gilt

σ12 − σ22  =  (r + λ) − (r − λ)  =  2λ,

sodass sich die Exzentrizitäten von EA und EB berechnen zu

e  =  2λ,  ε  =  e/σ1  =  2λ/(r+λ)

 Wir fassen unsere Formeln und Ergebnisse zusammen.

Definition (Ellipsen-Parameter einer Matrix)

Sei A = ((a, b), (c, d)) invertierbar. Dann definieren wir:

(1)

q-Vektor und Länge λ

q  =  (q1, q2)  =  (a2 + b2 − c2 − d22,  ac + bd),  λ  =  ∥ q ∥

(2)

Drehwinkel φ

Wir setzen φ = 0, falls q = 0. Andernfalls sei

φ  =  „das eindeutige φ  ∈  ] −π/2, π/2 ] mit (cos(2φ), sin(2φ)) = q̂“,

wobei q̂ = q/∥ q ∥. Äquivalent: φ = arg(q)/2 mit arg(q)  ∈  ] −π, π ]

(3)

Konstante r

r  =  a2 + b2 + c2 + d22

(4)

Halbachsenlängen

λ1  =  r + λ,  λ2  =  r − λ,  σ1  =  λ1,  σ2  =  λ2

(5)

Lineare Exzentrizität

e  =  2λ  =  λ1λ2

(6)

Halbachsenvektoren

Ist q = 0, so setzen wir

h1  =  σ1 e1  =  r e1,  h2  =  σ2 e2  =  r e2

Andernfalls seien

h1  =  σ1e λ+q1θλq1

h2  =  σ2e θλq1λ+q1  mit  θ = sgn+(q2)

Genauer schreiben wir qA, λA, φA oder q(A), λ(A), φ(A) usw., um die Abhängigkeit von A deutlich zu machen.

 Wir haben gezeigt:

Satz (Beschreibung der Matrix-Ellipsen)

Sei A invertierbar. Dann ist E = A[ K ] die Ellipse Eσ1, σ2, φ. Es gilt σ1 ≥ σ2. Die Konstante e ist die lineare Exzentrizität und die Vektoren h1 und h2 sind ein großer bzw. kleiner Halbachsenvektor von E. Die Halbachse h1 liegt im ersten oder vierten Quadranten. Ist q ≠ 0, so halbiert h1 das Argument des Vektors q bzgl. ] −π, π ]. Ist φ ≠ π/2 (d. h. λ + q1 > 0), so gilt

φ  =  arctan(θλq1λ+q1)  =  arctan(q2λ + q1)

Weiter gilt:

(1)

Kreisfall

E ist genau dann ein Kreis (d. h. σ1 = σ2), wenn q = 0.

(2)

Achsenparalleler Fall

E ist genau dann achsenparallel, wenn A orthogonale Zeilen besitzt (q2 = 0). In diesem Fall gilt φ = 0, falls q1 ≥ 0, und φ = π/2, falls q1 < 0.

(3)

Größe des Drehwinkels und Zeilenlängen

Es gilt φ = ±π/4 genau dann, wenn die Zeilen von A gleichlang, aber nicht orthogonal sind (q1 = 0, q2 ≠ 0). Ist die erste Zeile länger als die zweite (q1 > 0), so gilt |φ| < π/4. Ist sie kürzer (q1 < 0), so gilt |φ| > π/4.

(4)

Vorzeichen des Drehwinkels und Zeilenwinkel

Sei q2 ≠ 0. Dann entspricht das Vorzeichen von φ dem Vorzeichen des Skalarprodukts der Zeilen von A (dem Vorzeichen von q2). Damit ist φ positiv, falls die Zeilen von A einen spitzen Winkel einschließen, und negativ, falls sie einen stumpfen Winkel einschließen.

Beispiel: Berechnung der Ellipsen-Parameter

Wir betrachten wie zu Beginn des Kapitels die Matrix

A  =  3212

Unsere Formeln ergeben mit der Konstanten c = 17:

q  =  (4, 1),  ∥ q ∥  =  c

σ1  =  9+c,  σ2  =  9c,  e  =  2c

h1  =  σ1e (c+4, c4),  h2  =  σ2e (c4, c+4)

Der Rotationswinkel φ von E = A[ K ] ist das Argument von h1 und gleich der Hälfte des Arguments von q. Insgesamt gilt E = Eσ1, σ2, φ.

ellipsen1-AbbIDmatrixel_comp_1

Die Ellipse E = A [ K ] für A = ((−3, 1); (2, 2)) mit Halbachsen und q-Vektor.

Die Farben der Halbachsen entsprechen wieder den Farben der Vektoren v1 = A−1 h1 bzw. v2 = A−1 h2 des Einheitskreises. Die Halbachsen werden unter der Parametrisierung g zu den Zeiten v1 bzw. v2 erreicht.

 Die folgenden Diagramme zeigen weitere Beispiele.

ellipsen1-AbbIDmatrixel_comp_2

Analog für die Matrix A = ((3, 1); (−1, 2)) mit det(A) > 0.

ellipsen1-AbbIDmatrixel_comp_3

Analog für die symmetrische Matrix A = ((3, 1); (1, 2)). Die Besonderheiten symmetrischer Matrizen wird der Spektralsatz ans Licht bringen.

ellipsen1-AbbIDmatrixel_comp_4

Für A = ((1, 2); (2, 1)) liegen die Halbachsen auf den Winkelhalbierenden (wie für jede invertierbare Matrix der Form ((a, b), (b, a)) mit a, b ≠ 0, da dann die Zeilen gleichlang und nicht orthogonal sind. E wird wegen det(A) < 0 im Uhrzeigersinn durchlaufen.

 Der Vektor q und der Skalar r legen die Ellipse fest:

Satz (Festlegung der Ellipse durch q und r)

Seien A, A′ invertierbar. Dann sind äquivalent:

(a)

qA = qA′ und rA = rA′

(b)

EA  =  EA′

Beweis

(a) impliziert (b):

Es gelte (a). Aus qA = qA′ folgt

φA  =  arg(qA/2)  =  arg(qA′/2)  =  φA′  und  λA  =  | qA |  =  | qA′ |  =  λA′

Mit rA = rA′ erhalten wir

λA1,2  =  rA ± λA  =  rA′ ± λA′  =  λA′1,2,

sodass auch die Halbachsenlängen übereinstimmen.

(b) impliziert (a):

Es gelte (b), sodass σ1,2 und φ für A und A′ gleich sind. Aus 2r = λ1 + λ2 und 2λ = λ1 − λ2 folgt, dass rA = rA′ und λA = λA′. Damit stimmen die q-Vektoren von A und A′ in Länge und Argument überein.