Die Polynomdivision

 Sind f, g Polynome und ist c  ∈  , so sind auch cf, f + g, f − g und fg Polynome. Im Allgemeinen können wir zwei Polynome aber nicht dividieren, ohne die Menge der Polynome zu verlassen. Gibt es ein Polynom q mit f = qg, so heißt g ein Teilerpolynom oder Teiler von f. Allgemein lässt sich eine Division mit Rest wie bei den ganzen Zahlen durchführen:

Satz (Polynomdivision mit Rest)

Seien f, g :    Polynome, und sei g nicht das Nullpolynom. Dann gibt es eindeutig bestimmte Polynome q und r mit

f  =  q g  +  r  und  deg(r) < deg(g).

 Ist q ≠ 0, so ist der Grad von q die Differenz der Grade von f und g, da dann

deg(f)  =  deg(q g + r)  =  deg(q g)  =  deg(q) + deg(g)

Beweis

zur Existenz:  Ist deg(f) < deg(g), so sind q = 0 und r = f wie gewünscht. Sei also deg(f) ≥ deg(g). Wir setzen f = f0. Wir werden Polynome qi und fi definieren mit

f0 =  q1 g  +  f1,  deg(f1) < deg(f0),
f1 =  q2 g  +  f2,  deg(f2) < deg(f1),
fm − 1 =  qm g  +  fm,  deg(fm) < deg(g) ≤ deg(fm − 1).

Dann gilt

f0  =  q1 g  +  f1  =  (q1 + q2) g  +  f2  =  …  =  (q1 + … + qm) g  +  fm,

sodass die Summe der qi ein Polynom q und r = fm wie gewünscht sind.

Derartige Polynome qi und fi können wir aber rekursiv durch

(+)  qi  =  ci xki,  fi  =  fi − 1  −  qi g,

definieren, wobei ci der Quotient der Leitkoeffizienten und ki die Differenz der Grade von fi − 1 und g ist.

zur Eindeutigkeit:  Ist f = q g + r mit deg(r) < deg(g), so gilt (q − q) g = r − r und damit

deg(q − q)  +  deg(g)  =  deg(r − r)  <  deg(g).

Also ist q − q das Nullpolynom, sodass q = q und folglich r = r.

 Wir nennen das Polynom q den Quotienten und das Polynom r den Rest der Division von f durch g.

 Aus der Rekursion

(+)  qi  =  ci xki,  fi  =  fi − 1  −  qi g,

gewinnen wir einen Algorithmus zur Durchführung der Polynomdivision. Das folgende Beispiel zeigt eine von vielen denkbaren Möglichkeiten, wie die Durchführung notiert werden kann.

Beispiel

f  =  x4 + 2x3 − 2x + 1,  g  =  x2 + 1.

x4

x3

x2

x1

1

1

2

0

−2

1

f0

1

0

1

0

0

x2 g

2

−1

−2

1

f1

2

0

2

0

2x g

−1

−4

1

f2

−1

0

−1

−1 g

−4

2

f3

Ergebnis der Polynomdivision mit Rest von f durch g:

f  =  q g  +  r  =  (x2 + 2x − 1)g  +  (−4x  + 2)

Zum Aufbau der Tabelle: Wir tragen in jeder Zeile die Koeffizienten des betrachteten Polynoms fi bzw. qi g ein. Dabei ist qi definiert durch ci xki wie in (+) und fi + 1 = fi − qi g die Differenz der beiden Vorgängerzeilen. Das Verfahren endet, sobald der Grad von fi kleiner als der Grad von g geworden ist. Der Quotient q ist die Summe der qi und der Rest r das letzte Differenzpolynom fm.

 Der Nenner der Koeffizienten ci in qi = ci xki ist immer der Leitkoeffizient des Divisors g. Damit erhalten wir:

Satz (Erhalt ganzzahliger Koeffizienten)

Ist das Polynom g normiert und sind alle Koeffizienten des Polynoms f ganze Zahlen, so sind auch alle Koeffizienten des Quotienten und des Restes der Polynomdivision von f durch g ganze Zahlen.