Die harmonische Reihe

 Die harmonische Reihe ist die Reihe

n ≥ 1 1n  =  1  +  12  +  13  +  14  +  …

Die Partialsummen sn dieser Reihe sind aufgrund der positiven Summanden streng monoton steigend. Das Wachstum ist jedoch sehr langsam. Durch folgende geistreiche Zusammenfassung von Summanden können wir sehen, dass die harmonische Reihe divergiert:

1  +  12  +  13  +  14  +  …

 =  1  +  12  +  (13 + 14)  +  (15 + … + 18)  +  (19 + … + 116)  +  …

 ≥  12  +  12  +  12  +  …  =  ∞.

 Die harmonische Reihe zeigt:

Eine Nullfolge positiver Summanden kann eine unendliche Summe besitzen.

 Man kann zeigen, dass die Folge der Partialsummen sn = 1 + … + 1/n der harmonischen Reihe bis auf eine Konstante so wächst wie der natürliche Logarithmus. Es gilt

limn (sn − log(n))  =  γ  =  0,57721… (Euler-Mascheroni-Konstante)

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Die Partialsummen der harmonischen Reihe im Vergleich mit dem Logarithmus

 In den Übungen werden wir sehen, dass

n ≥ 11n2  =  1  +  14  +  19  +  116  +  …

konvergiert. Euler zeigte, dass π2/6 der Wert dieser Reihe ist.

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Die Partialsummen der Reihe n 1/n2 und ihr Wert s = π2/6 = 1,6449…

Allgemeiner konvergiert die Reihe

n ≥ 1 1nk  =  1  +  12k  +  13k  +  …

für jedes k ≥ 2. Die Werte dieser Reihen konnten für gerade Exponenten k berechnet werden. So gilt zum Beispiel

n ≥ 1 1n4  =  π490,  n ≥ 1 1n6  =  π6945.

Für ungerade Exponenten k ist dagegen nur wenig bekannt. Ein einfacher Zusammenhang zwischen n ≥ 1 1/n3 und π3 scheint nicht zu bestehen.

 Eine unendliche Reihe, die noch langsamer divergiert als die harmonische Reihe, ist die Reihe der rezikroken Primzahlen. Es gilt

p prim 1p  =  12  +  13  +  15  +  17  +  111  +  …  =  ∞.

Die Divergenz kann sowohl analytisch als auch kombinatorisch gezeigt werden. Das Wachstum entspricht bis auf eine Konstante dem Wachstum von log(log(x)). Die Konstante ist die mit γ verwandte Meissel-Mertens-Konstante M = 0,2614972128… Ein bemerkenswertes Ergebnis einer wunderbaren Theorie.

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Die Partialsummen p prim, p ≤ n 1/p (rot) für n ≤ 50 im Vergleich mit log(log(x))