Eigenwerte und Eigenvektoren
Wie für die Dimension n = 2 definieren wir:
Definition (Eigenwerte und Eigenvektoren)
Seien A ∈ ℝ3 × 3, λ ∈ ℝ und v ∈ ℝ2 mit v ≠ 0. Dann heißt λ ein Eigenwert und v ein zu λ gehöriger Eigenvektor von A, falls Av = λv.
Erneut gilt für alle A ∈ ℝ3 × 3, λ ∈ ℝ und v ∈ ℝ3 die Äquivalenz:
A v = λ genau dann, wenn (A − λE2) v = 0.
Mit Aλ = A − λ E3, ist also λ genau dann ein Eigenwert von A, wenn das homogene Gleichungssystem Aλ v = 0 eine vom Nullvektor verschiedene Lösung v besitzt. Dies ist genau dann der Fall, wenn det(Aλ) = 0. Wir definieren:
Definition (charakteristisches Polynom)
Sei A ∈ ℝ3 × 3. Dann heißt das Polynom pA : ℝ → ℝ dritten Grades mit
pA(λ) = det(Aλ) = det(A − λE3) für alle λ ∈ ℝ
das charakteristische Polynom von A.
Die Eigenwerte von A sind genau die reellen Nullstellen von pλ. Eine Berechnung der Determinante von Aλ zeigt, dass
pA(λ) = −λ3 + spur(A) λ2 − (det(A′11) + det(A′22) + det(A′33)) λ + det(A)
für alle λ ∈ ℝ, wobei A′ij die (2 × 2)-Matrix ist, die aus A durch Streichen der i-ten Zeile und j-ten Spalte hervorgeht.
Beispiel
Für die obere Dreiecksmatrix A = ((1, 2, 3), (0, 1, 1), (0, 0, 1)) gilt
A′11 = , A′22 = , A′33 = ,
pA(λ) = −λ3 + 3λ2 − 3λ + 1 = − (λ − 1)3 für alle λ ∈ ℝ.
Damit ist λ = 1 eine dreifache Nullstelle von A. Lösen von (A − E3) v = 0 zeigt, dass genau die Vektoren μe1 mit μ ∈ ℝ* Eigenvektoren von A zum Eigenwert 1 sind. Die Matrix A ist ein Beispiel dafür, dass zu einem mehrfachen Eigenwert nicht notwendig zwei oder mehr linear unabhängige Eigenvektoren gehören müssen.
Das charakteristische Polynom einer (3 × 3)-Matrix hat stets den Grad 3. Da ein reelles Polynom ungeraden Grades eine reelle Nullstelle besitzt, erhalten wir:
Satz (Existenz von Eigenwerten)
Jede reelle (3 × 3)-Matrix besitzt mindestens einen reellen Eigenwert.
Beschreibt zum Beispiel A eine Rotation des dreidimensionalen Raumes, so sind die von Null verschiedenen Vektoren der Drehachse Eingenvektoren von A zum Eigenwert 1. Ist die Rotation echt (also nicht die Identität auf ℝ3), so gibt es keine weiteren Eigenwerte und Eigenvektoren.
Erneut gilt (mit einem etwas komplizierteren Beweis) der fundamentale:
Satz (Spektralsatz)
Sei A ∈ ℝ3 × 3. Dann sind äquivalent:
(a) | A ist symmetrisch. |
(b) | Es gibt paarweise zueinander orthogonale Eigenvektoren v, w, u von A. |
Hieraus ergibt sich erneut die Diagonalisierung A = S−1 D S einer symmetrischen Matrix A und die Singulärwertzerlegung A = S−1 D1/2 T einer beliebigen Matrix A, mit D diagonal und S, T orthogonal, d. h. S−1 = St, T−1 = Tt. Die Einheitssphäre S = { v ∈ ℝ3 | ∥v∥ = 1 } wird durch A in ein Ellipsoid E transformiert (das degeneriert ist, wenn A singulär ist). Die Singulärwerte von A sind die Halbachsen von E und die Spalten von S−1 sind normierte Halbachsenrichtungen.
Beispiel
Seien B die Rotationsmatrix der Drehung um die x-Achse um φ = π/4 und D = diag(3, 2, 1). Dann gilt cos φ = sin φ = 1/ und
A = B D = D =
beschreibt die Achsenskalierung gemäß D gefolgt von der Drehung B. Die Einheitssphäre wird zu einem Ellipsoid mit den Halbachsen 3, 2, 1.