Einteilung in Isomorphieklassen
Für alle n ≥ 1 lassen sich alle Graphen mit der Eckenmenge { 1, …, n } in Isomorphieklassen einteilen. Instruktiv ist der Fall n = 3:
Beispiel
Sei E = { 1, 2, 3 }. Dann gibt es genau acht Graphen G1, …, G8 mit der Eckenmenge E. Sie sind definiert durch die Kantenmengen
K1 = { }, | K2 = { 12 }, | K3 = { 13 }, | K4 = { 23 }, |
K5 = { 12, 13 }, | K6 = { 12, 23 }, | K7 = { 13, 23 }, | K8 = { 12, 13, 23 }. |
Die Graphen G2, G3 und G4 sind paarweise zueinander isomorph, ebenso wie die Graphen G5, G6 und G7. Ansonsten bestehen nur noch die trivialen Isomorphien Gk ≅ Gk für k = 1, …, 8.
Die acht Graphen G1, …, G8 mit den Ecken { 1, 2, 3 }. Gleichfarbige Graphen sind isomorph, verschiedenfarbige Graphen sind nicht isomorph.
Für G2 und G3 gilt zum Beispiel: Die isolierte Ecke 3 von G2 muss durch jeden Isomorphismus auf die isolierte Ecke 2 von G3 abgebildet werden. Bei den durch eine Kante verbundenen Ecken ist ein Tausch möglich, die beiden Ecken sind strukturell nicht unterscheidbar. Insgesamt gibt es zwischen G2 und G3 genau zwei Isomorphismen, nämlich die Bijektionen f, g : { 1, 2, 3 } → { 1, 2, 3 } mit
f (1) = 1, | f (2) = 3, | f (3) = 2, |
g(1) = 3, | g(2) = 1, | g(3) = 2. |
Analoges gilt für die anderen zueinander isomorphen Graphen. Für die Graphen G6, G7 und G8 beachte der Leser, dass die eindeutig bestimmten Ecken vom Grad 2 (die gemeinsame Ecke der beiden Kanten) durch einen Isomorphismus einander zugeordnet werden müssen, die beiden anderen Ecken können wieder ausgetauscht werden.
Insgesamt erhalten wir also die vier Isomorphieklassen (Mengen zueinander isomorpher Graphen):
{ G1 }, { G2, G3, G4 }, { G5, G6, G7 }, { G8 }.
Wir können diese Klassen visuell darstellen, indem wir aus jeder Klasse einen beliebigen Graphen auswählen und die Namen der Ecken weglassen:
Symbolische Darstellung der Isomorphieklassen der Graphen mit drei Ecken
In analoger Weise lassen sich die Graphen mit 4, 5, 6, … Ecken bis auf Isomorphie klassifizieren. Eine Klassifikation der 64 Graphen mit der Eckenmenge { 1, 2, 3, 4 } können wir noch relativ gut per Hand durchführen (Übung). Allgemein wird das Vorhaben aber schnell sehr aufwendig: Ist n ≥ 1 beliebig, so gibt es genau 2m Graphen mit der Eckenmenge { 1, …, n }, wobei
m = n(n − 1)/2.
Es ist keine allgemeine Formel für die Anzahl der Isomorphieklassen in Abhängigkeit von n bekannt. Mit Hilfe von Computern lässt sich diese Anzahl für kleine n berechnen:
n | Anzahl der Graphen | Anzahl der Isomorphieklassen |
1 | 1 | 1 |
2 | 2 | 2 |
3 | 8 | 4 |
4 | 64 | 11 |
5 | 1024 | 34 |
6 | 32768 | 156 |
7 | 2097152 | 1044 |
8 | 268435456 | 12346 |
9 | 68719476736 | 274668 |
10 | 35184372088832 | 12005168 |