Lineare Abbildungen
Wir wollen nun die Struktureigenschaften der einer (m × n)-Matrix A zugeordneten Abbildung fA noch genauer beschreiben.
Definition (lineare Abbildung)
Eine Funktion f : Kn → Km heißt eine lineare Abbildung, falls für alle Vektoren x, y ∈ Kn und alle Skalare α, β ∈ K gilt:
f(α x + β y) = α f (x) + β f (y). (Linearitätsbedingung)
Lineare Abbildungen respektieren also die Skalarmultiplikation und die Vektoraddition. Es zeigt sich nun, dass diese Abbildungen genau die Abbildungen der Form fA sind:
Satz (Hauptsatz über lineare Abbildungen)
(a) | Für jede (m × n)-Matrix A ist fA : Kn → Km eine lineare Abbildung. |
(b) | Für jede lineare Abbildung f : Kn → Km existiert eine eindeutig bestimmte (m × n)-Matrix A mit f = fA. |
Beweis
zu (a):
Die Behauptung folgt leicht durch direktes Nachrechnen.
zu (b):
Wir definieren eine (m × n)-Matrix A = (ai j)i j durch
ai j = f (ej) (i) für alle 1 ≤ i ≤ m, 1 ≤ j ≤ n.
Die Spalten von A werden also mit den Bildern der Einheitsvektoren e1, …, en unter der linearen Abbildung f gefüllt.
Für alle x = (x1, …, xn) gilt x = ∑1 ≤ j ≤ n xj ej. Nach Linearität der Abbildung f gilt also:
f (x) = ∑1 ≤ j ≤ n xj f (ej).
Also gilt für alle 1 ≤ i ≤ m:
f (x)(i) = ∑1 ≤ j ≤ n xj f (ej)(i) = ∑1 ≤ j ≤ n xj ai j = fA(x)(i).
Also gilt f = fA. Dies zeigt die Existenzbehauptung.
Zum Beweis der Eindeutigkeit sei B eine weitere (m × n)-Matrix mit f = fB. Dann gilt fB(ej) = f (ej) für alle 1 ≤ j ≤ n. Dann gilt aber
bi j =Definition von fB fB(ej)(i) =f = fB f (ej)(i) =Definition von ai j ai j für alle i, j.
Also ist A = B.
Damit haben wir gezeigt, dass das Feld der durch die Linearitätsbedingung f(α x + βy) = α f (x) + β f (y) bestimmten Abbildungen kleiner ist als man denken könnte: Jede lineare Abbildung ist die Berechnungsfunktion der linken Seite eines linearen Gleichungssystems. Umgekehrt sind alle diese Berechnungsfunktionen auch lineare Abbildungen.
Wir definieren:
Definition (darstellende Matrix einer linearen Abbildung)
Ist f : Kn → Km eine lineare Abbildung. Dann heißt die eindeutige (m × n)-Matrix A mit f = fA die darstellende Matrix von f.
Der Begriff der linearen Abbildung führt uns nun zu einer geistreichen Multiplikation von Matrizen.