Geordnete Paare und Kreuzprodukt
Für alle a, b gilt { a, b } = { b, a } nach dem Extensionalitätsprinzip. Oft wollen wir die Reihenfolge berücksichtigen und ein Objekt
(a, b) = „das geordnete Paar von a und b“
bilden, etwa (1, 3) in einem Koordinatensystem. Die Paarbildung soll erfüllen:
(#) Für alle a, b, c, d gilt: (a, b) = (c, d) genau dann, wenn a = c und b = d.
Wir könnten geordnete Paare als Grundbegriff ansehen. Eleganter ist es, sie auf den ungeordneten Mengenbegriff zurückzuführen. Dies ist wie folgt möglich:
Definition (Kuratowski-Paar)
Für alle a, b ist das geordnete Paar (a, b) von a und b definiert durch
(a, b) = { { a }, { a, b } }.
Die genaue Form der Definition ist für das Folgende nicht wichtig. Entscheidend ist, dass (#) gilt, was leicht nachzuweisen ist.
Definition (Kreuzprodukt)
Seien A, B Mengen. Dann setzen wir
A × B = { (a, b) | a ∈ A und b ∈ B }.
Die Menge A × B heißt das Kreuzprodukt oder kartesische Produkt der Mengen A und B.
Für jede Menge A können wir die folgenden Potenzen erklären:
A1 = A, A2 = A × A, A3 = A2 × A = (A × A) × A, und allgemein
An + 1 = An × A für alle natürlichen Zahlen n ≥ 1.
Wir schreiben (a, b, c) statt ((a, b), c) und nennen (a, b, c) ein Tripel. Analoges gilt für Quadrupel (a, b, c, d) und allgemeine n-Tupel (a1, …, an).
Beispiele
(1) | { 1, 2 } × { } = { } |
(2) | { 1, 2 } × { 3 } = { (1, 3), (2, 3) } |
(3) | { 1, 2 } × { 2, 3 } = { (1, 2), (1, 3), (2, 2), (2, 3) } |
(4) | { 1, 2, 3, 4, 5, 6 }5 = { (a1, …, a5) | ai ∈ { 1, …, 6 } für i = 1, …, 5 } Diese Menge eignet sich für die Modellierung eines fünffachen Wurfs eines Würfels. Sie besitzt genau 7776 Elemente (mit 65 = 7776). Analog ist { 0, 1 }10 ein geeigneter Ergebnisraum eines 10-fachen Münzwurfs. |