Lineare Abbildungen

Definition (lineare Abbildung)

Eine Abbildung f : n  m heißt linear, falls für alle v, w  ∈  n und alle λ, μ  ∈   gilt:

f(λ v + μ w)  =  λ f (v)  +  μ f (w)(Linearitätsbedingung)

 Charakteristisch ist das „Reinziehen“ von f. Gilt

f(v + w)  =  f (v) + f (w)

für alle v, w  ∈  n, so sagen wir auch, dass f die Vektoraddition erhält oder respektiert. Wir können im n zuerst v + w bilden und dann f anwenden. Oder wir können zuerst f (v) und f (w) bilden und dann diese Vektoren im m addieren. Erhält f die Vektoraddition, so erzeugen beide Wege das gleiche Ergebnis. Analoges gilt für die Skalarmultiplikation: Gilt

f (λv)  =  λf (v)

für alle λ  ∈   und v  ∈  n, so können wir zuerst skalieren und dann f anwenden oder umgekehrt erst f anwenden und dann skalieren. Die Linearitätsbedingung besagt, dass sowohl die Vektoraddition als auch die Skalarmultiplikation unter f erhalten bleiben.

 Jede Matrix liefert ein Beispiel für eine lineare Abbildung:

Satz (Matrizen als lineare Abbildungen)

Sei A  ∈  m × n. Dann ist die Abbildung, die einen Vektor v  ∈  n auf den Vektor Av  ∈  m abbildet, eine lineare Abbildung des n in den m.

Beweis

Seien v, w  ∈  n und λ, μ  ∈  . Wir zeigen:

A(λv + μw)  =  λ Av  +  μ Aw.

Hierzu genügt es zu zeigen, dass jede Komponente des linken Vektors mit der entsprechenden Komponente des rechten Vektors übereinstimmt. Sei also i  ∈  { 1, …, m }. Dann gilt nach Definition des Matrix-Vektor-Produkts und der Vektoroperationen:

(A(λv + μw))i =  1 ≤ k ≤ n aik (λvk + μwk)
=  λ 1 ≤ k ≤ n aikvk  +  μ 1 ≤ k ≤ n aik wk  =  λ(Av)i  +  μ(Aw)i
Matrizen als lineare Abbildungen

Aufgrund des Satzes fassen wir eine Matrix A  ∈  m × n als lineare Abbildung auf und schreiben A : n  m. Genauer sollten wir von der durch A erzeugten linearen Abbildung fA : n  m mit fA(v) = Av sprechen.

Visualisierung in der Ebene, I

Eine Abbildung f : 2  2 der Ebene in sich selbst können wir visualisieren, indem wir für einige Punktpaare (v, f (v)) einen Pfeil von v nach f (v) in der Ebene zeichnen. Der Pfeil deutet an, dass der Punkt v durch die Abbildung f auf den Punkt f (v) abgebildet wird. Das folgende Diagramm zeigt eine derartige Visualisierung für die Abbildung f : 2  2 mit

f((x, y))  =  (2x − y, x + 3y)  für alle (x, y)  ∈  2.

hm1-AbbIDlin_abb_arr_1

Pfeildiagramm für f : 2  2 mit f((x, y))  =  (2x − y, x + 3y)

Der Übersichtlichkeit halber haben wir hier nur Stellen v = (a, b) mit

a, b  ∈  { −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3 }

betrachtet.

Die Abbildung f ist linear. Sie wird durch Matrix A  ∈  2 × 2 mit

A  =  2113

definiert. Es gilt

f (v)  =  (2x − y, x + 3y)  =  A(x, y)  =  Av  für alle v = (x, y)  ∈  2.