Darstellende Matrizen

 Jede Matrix A  ∈  m × n liefert ein Beispiel für eine lineare Abbildung des n in den m. Wir zeigen, dass es keine weiteren Beispiele gibt. Hierzu definieren wir:

Definition (darstellende Matrix)

Sei f : n  m linear. Dann heißt die Matrix

A  =  (f (e1);  …;  f (en))  ∈  m × n

die darstellende Matrix von f.

Bildung der darstellenden Matrix

Um die darstellende Matrix einer linearen Abbildung f zu bestimmen, berechnen wir alle Bilder der kanonischen Basisvektoren unter f. Nun schreiben wir diese Vektoren f (e1), …, f (en) als Spalten in eine Matrix. Kurz:

Die Spaltenvektoren sind die Bilder der Basisvektoren.

Für eine beliebige Matrix B  ∈  m × n gilt nach „Zeile mal Spalte“:

B ei  =  „die i-te Spalte von B“  für alle i = 1, …, n.

Ist A die darstellende Matrix von f, so gilt

A ei  =  „die i-te Spalte von A“  =  f (ei)  für alle i = 1, …, n.

Diese Beobachtung verwenden wir im Beweis des folgenden Satzes, der die Bezeichnung als „darstellende Matrix“ erklärt:

Satz (Darstellungssatz)

Sei f : n  m linear, und sei A die darstellende Matrix von f. Dann gilt

f (v)  =  A v  für alle v  ∈  n.

Beweis

Sei v  ∈  n. Dann gilt

f (v) =  f (v1e1 + … + vnen)
=  v1f (e1)  +  …  +  vn f (en)
=  v1A e1  +  …  +  vn A en
=  A(v1e1 + … + vnen)  =  Av

 Fassen wir eine Matrix als lineare Abbildung auf, so ist eine lineare Abbildung f mit ihrer darstellenden Matrix A identisch. Damit haben wir gezeigt:

Die linearen Abbildungen sind genau die Matrizen.

Visualisierung in der Ebene, II

Die von einer Matrix A  ∈  2 × 2 erzeugte lineare Abbildung können wir als Verformung des kartesischen Koordinatengitters veranschaulichen. Wir betrachten das von den Spaltenvektoren v und w von A definierte Koordinatengitter, wobei wir zunächst annehmen, dass v und w linear unabhängig sind und also eine Basis bilden. Gilt A = (v; w), so ist v = Ae1 und w = Ae2. Für einen beliebigen Vektor (x, y) der Ebene gilt dann

A (x, y)  =  x Ae1 + y Ae2  =  x v + y w.

Der Vektor A(x, y) hat also die Koordinaten (x, y) im durch (v, w) definierten Koordinatensystem. Das folgende Diagramm zeigt die oben als Pfeildiagramm visualisierte Abbildung aus dieser Perspektive.

hm1-AbbIDlin_abb_mat_1

Verformung des kartesischen Koordinatengitters durch die Matrix

A  =  (v; w)  =  2113.  Es gilt v = A e1 und w = A e2.

Sind die Spaltenvektoren v und w von A linear abhängig, so entsteht kein Koordinatensystem. Das Bild von A ist dann eine Gerade durch 0 oder, im Sonderfall A = 0, die Menge { 0 }. Das Koordinatensystem wird flachgedrückt oder auf den Nullpunkt zusammengezogen.