Die Multiplikation als Verknüpfung von Abbildungen
Wir haben gezeigt, dass lineare Abbildungen und Matrizen einander entsprechen. Dies wird noch verstärkt durch den folgenden Satz:
Satz (Matrizenmultiplikation und Verknüpfung)
Seien f : ℝn → ℝr und g : ℝr → ℝm lineare Abbildungen, und seien A bzw. B ihre darstellenden Matrizen. Dann ist BA die darstellende Matrix von g ∘ f.
Beweis
Es gilt
(g ∘ f)(e1) = g(f (e1)) = g(Ae1) = B(Ae1) = (BA)e1.
Damit ist die erste Spalte der Matrix BA das Bild von e1 unter g ∘ f. Analoges gilt für e2, …, en. Dies zeigt, das BA die Abbildung g ∘ f darstellt.
Das Ergebnis motiviert (nachträglich) die Matrizenmultiplikation.
Als Anwendung geben wir einen verblüffenden Beweis der Additionstheoreme für den Kosinus und Sinus:
Satz (Additionstheoreme für Kosinus und Sinus)
Für alle α, β ∈ ℝ gilt:
cos(α + β) | = cos α cos β − sin α sin β(Additionstheorem des Kosinus) |
sin(α + β) | = sin α cos β + cos α sin β(Additionstheorem des Sinus) |
Beweis
Seien α, β ∈ ℝ. Die Rotationsmatrizen für α, β und α + β lauten
A = , B = , C =
Nach dem obigen Satz gilt AB = C. Denn eine Rotation um β gefolgt von einer Rotation um α ist eine Rotation um α + β. (Analog gilt BA = C und damit AB = BA.) Das Produkt von A und B berechnet sich zu
AB | = |
= |
Durch Vergleich der Einträge der Matrizen AB und C können wir die Additionstheoreme ablesen.