Lineare Systeme und ihre Lösungen

 In der Mathematik tauchen häufig reelle Gleichungssysteme der Form

a11 x1 + … + a1n xn  =  b1(erste Gleichung)

a21 x1 + … + a2n xn  =  b2(zweite Gleichung)

am1 x1 + … + amn xn  =  bm(m-te Gleichung)

auf. Es besteht aus m Gleichungen und n reellen Unbekannten oder Unbestimmten x1, …, xn. Die Koeffizienten aij und bi sind gegebene reelle Zahlen. Wir suchen Lösungen, also Vektoren x = (x1, …, xn) des n, die alle Gleichungen des Systems erfüllen. Genauer müssten wir v = (v1, …, vn) schreiben und sagen, dass die Gleichungen erfüllt sind, wenn wir die Komponenten vi von v für die Unbestimmten xi einsetzen. Um die Sprechweise zu vereinfachen, schreiben wir die Lösungen gleich in der Form x = (x1, …, xn).

 Die linke Seite unseres Systems hat die Form eines Matrix-Vektor-Produkts Ax mit einer Matrix m × n-Matrix A. Wir verwenden entsprechend Matrizen, um Gleichungssysteme zu notieren, zu untersuchen und zu lösen.

Definition (Gleichungssystem, Lösungsmenge)

Ein reelles lineares Gleichungssystem hat die Form Ax = b mit einer Koeffizientenmatrix A  ∈  m × n, Unbestimmten x = (x1, …, xn) und einer rechten Seite b  ∈  m. Ist b der Nullvektor, so heißt das System homogen. Andernfalls heißt es inhomogen. Die Menge

L  =  { x  ∈  n | Ax = b }

heißt die Lösungsmenge des Systems. Gilt L ≠ ∅, so heißt das System lösbar. Andernfalls heißt es unlösbar.

Spann der Spaltenvektoren

Ein System Ax = b ist genau dann lösbar, wenn b im Spann der Spaltenvektoren von A liegt. Denn ist A = (u1; …; un), so gilt Ax = x1u1 + … + xnun nach Definition des Matrix-Vektor-Produkts.

Interpretation als Abbildung

Die Lösungsmenge des Systems ist das Urbild von b unter der linearen Abbildung A : n  m: Sie besteht aus allen Vektoren des n, die durch A auf den Vektor b des m abgebildet werden.

Homogene Systeme sind immer lösbar

Der Nullvektor ist eine Lösung von Ax = 0. Ein inhomogenes System kann dagegen unlösbar sein, etwa x1 + 2x2 = 0, x1 + 2x2 = 1.